Sicherer Job bleibt 75 Prozent vorenthalten

Die Hände einer Baumwollpflückerin in Pakistan - wenn ihr Lohn nicht überhaupt einbehalten wird, erhält sie zwei Dollar am Tag.  
Wachsende Unsicherheit weltweit konstatiert die Internationale Arbeitsorganisation.

Nur ein Viertel der Arbeitskräfte weltweit hat einen sicheren bezahlten Arbeitsplatz. Die große Mehrheit hat hingegen befristete oder Zeitverträge, informelle Jobs ohne Vertrag oder geht unbezahlter Familienarbeit nach. Dies geht aus dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Jahresbericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor.

"Auch wenn diese Formen der Arbeit Menschen in einigen Fällen helfen können, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, reflektieren diese neuen Tendenzen die Unsicherheit, die die Arbeiter in der Welt heute trifft", kritisierte ILO-Generaldirektor Guy Ryder bei der Vorlage des Berichts "Die dynamische Natur von Arbeitsplätzen". Selbst von den Lohn- und Gehaltsempfängern hätten heute nur noch 42 Prozent einen unbefristeten Vertrag.

Lohnunterschiede steigen

Der Trend gehe weg vom klassischen Beschäftigungsmodell, bei dem sich Arbeitnehmer in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis zum Arbeitgeber befinden, Löhne und Gehälter empfangen, stabile Arbeitsplätze haben und Vollzeit arbeiten, erklärte die ILO. Gerade in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften büße dieses Standardmodell seine beherrschende Stellung immer mehr ein. Der Organisation zufolge sind im Laufe der vergangenen zehn Jahre außerdem die Lohnunterschiede zwischen ständig und temporär Beschäftigten stark gestiegen.

Der ILO-Jahresbericht, der 180 Länder und 84 Prozent der Arbeitskräfte weltweit untersucht, weist überdies auf große internationale Ungleichheiten hin. In den entwickelten Wirtschaftsnationen sowie in Zentral- und Südosteuropa seien etwa acht von zehn Arbeitnehmern Angestellte. In Südasien und in Afrika südlich der Sahara seien es hingegen etwa zwei von zehn. Die übrigen arbeiteten auf eigene Rechnung oder innerhalb ihrer Familie. Die Zunahme unsicherer Arbeitsverhältnisse gehe vielfach mit einer "Zunahme von Ungleichheiten und Armut".

Eine positive Entwicklung stellte die ILO bei Arbeitskräften fest, die unter der Armutsgrenze leben. Hätten vor 20 Jahren noch die Hälfte der Arbeitskräfte weltweit weniger als zwei Dollar (1,76 Euro) pro Tag verdient, habe dies 2014 nur noch auf ein Viertel zugetroffen. Zehn Prozent der Arbeitskräfte müssten allerdings mit Tageslöhnen unter 1,25 Dollar auskommen.

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