Seltsame Geschäfte mit dem geförderten Wohnbau

Die Wiener Landesregierung hat den Verkauf von rund 3000 Wohnungen gestoppt
Die Reform der Wiener Bauordnung könnte für einige Bauträger ein gutes Geschäft werden.

Bis Jahresende soll die neue Wiener Bauordnung in Kraft treten. Für die geplante Reduktion der Mindestfläche für Wohnungen von 30 auf 25 Quadratmeter gab es Lob von der Immobilienwirtschaft. Das gilt auch für Erleichterungen bei der verpflichtenden Errichtung von Abstellplätzen für Autos.

Wenig Freude hat Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin von EHL-Wohnen, mit den neuen Regeln für das Abreißen von Häusern: „Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein öffentliches Interesse am Bestand des Hauses existiert? Die Projektentwickler sind verunsichert.“ Vom geplanten Verbot von Kurzzeitvermietungen sei nur „ein kleiner Teil der bisher angebotenen Wohnungen betroffen.“

Die als Flächen für den geförderten Wohnbau reservierten Grundstücke sollen statt der üblichen 800 Euro pro Quadratmeter oder mehr nur 188 Euro kosten. Doch diese Flächen müssen laut dem bisherigen Entwurf nur „überwiegend“ für den geförderten Wohnbau genutzt werden. Also 51 Prozent geförderter Wohnbau und 49 Prozent freifinanzierter Wohnbau sind möglich.

Bisher haben die gemeinnützigen Bauträger gemischte Projekte gebaut, damit sie die hohen Grundkosten in den freifinanzierten Wohnungen unterbringen konnten. Wenn die Grundstückskosten niedrig sind, gibt es keinen Grund, auch freifinanzierte Wohnungen zu bauen. Der Leiter der kommunalpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer, Thomas Ritt, verlangt daher , dass nur gemeinnützige Bauträger auf reservierten Flächen bauen dürfen.

Marktpreis

Außerdem soll es laut dem Entwurf möglich sein, dass nach der Rückzahlung der geförderten Kredite nach 40 Jahren die Wohnungen zum Marktpreis verkauft werden und auch Marktmiete verlangt werden darf. Bei gemeinnützigen Bauträgern ist beides nicht möglich, betont die AK. Ein Wohnbauinsider meint dazu: Private Bauträger mit guten Kontakten ins Rathaus könnten nun auf gute Gewinne hoffen.

Im Büro der Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal weist man das zurück. Noch sei nichts fix. Eine Projektgruppe arbeite derzeit an den Details der Neuregelung der Bauordnung.

Andreas Anzenberger

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