Schweden auf Einkaufstour

Nahaufnahme eines goldenen Mobiltelefons mit Tastenfeld, das von einer Hand gehalten wird.
Nach der ersten Firmen-Übernahme in Österreich sucht EQT nach weiteren Kaufchancen.

In Österreich gibt es viele tolle Firmen und gute Produkte“, sagt Tomas Aubell. Der Partner der schwedischen Private-Equity-Gesellschaft EQT muss es wissen. Er hat für die Gesellschaft schon etliche Firmen unter die Lupe genommen, um sie zu übernehmen. Bisher waren andere allerdings immer schneller. Jetzt schafften die Schweden doch den ersten Deal in Österreich (vor Kurzem war das Closing). Für 220 Millionen Euro gehört ihnen jetzt der Software-Anbieter UC4 mit Sitz in Wolfsgraben bei Wien. UC4 gilt als der weltweit größte unabhängige Anbieter von Software zur IT-Prozessautomatisierung.

Die Übernahme ist die größte Private-Equity-Transaktion des laufenden Jahres in Österreich.

Wofür steht Private Equity?

Private Equity steht für privates Beteiligungskapital, das nach Gewinnchancen sucht. Manche dieser Gesellschaften haben sich den Ruf von Heuschrecken eingehandelt, die über Firmen herfallen und sie kahlfressen. „Stimmt, hinter Private Equity stecken viele verschiedene Geschäftsmodelle. Es gibt Leute, die schlechte Erfahrungen gemacht haben“, sagt EQT-Partner Aubell. Gleichzeitig betont er, dass EQT einen ganz anderen Weg geht. Hinter EQT steht die schwedische Industriellen-Familie Wallenberg, die die Gesellschaft 1994 gegründet hat und noch immer der größte Investor ist. „Und die Familie will nicht mit negativen Schlagzeilen in den Zeitungen stehen“, erzählt Aubell. Ihr Geschäftsmodell daher: Ganz oder mehrheitlich werden Firmen gekauft, denen es an Management-Know-how und Kapital fehlt, um in die nächste Liga aufzusteigen. „Aktive Weiterentwicklung“, nennt das EQT.

Aktuell verwalten die EQT-Gesellschaften rund 19 Milliarden Euro. Weltweit bereits hundert Unternehmen besaßen oder besitzen die Schweden. In der Regel bleiben sie ein paar Jahre investiert, helfen mit Geld, Management und den Netzwerken aus mehreren hundert Industrieberatern und steigen dann wieder aus. Über alle Portfoliofirmen gab es bisher beachtliches Wachstum: Beim Umsatz von jährlich zwölf Prozent, beim Personalstand von elf und beim Gewinn von 18 Prozent.

Auf Branchen will sich EQT nicht festlegen. Wachstumschancen stehen im Vordergrund. So gehören ihnen Hotelketten genau so wie private Krankenhaus- oder Schulbetreiber, sie investieren in Infrastruktur (siehe kleinen Bericht unten) oder Handys. Beinahe zeitgleich mit UC4 wurde die Luxushandy-Marke Vertu (von Nokia) erworben. Vor allem in China sind diese Edelgeräte, die mehrere Tausend Euro kosten, ein Renner.

Dass UC4 in einigen Jahren an die Wiener Börse gebracht wird, hält Aubell für sehr gut möglich. Bei einem anderen Investment wird es wohl rascher gehen, dem Börsengang von ISS in Kopenhagen. ISS ist einer der weltgrößten Anbieter von Facility-Dienstleistungen, der mit mehr als 534.000 Mitarbeitern in fünfzig Ländern tätig ist. 55 Prozent dieses Konzerns mit Hauptsitz in Dänemark gehören – noch – EQT.

Für Österreich hat sich Aubell vorgenommen, zumindest alle zwei Jahre eine Firma zu kaufen. Es könnte aber auch viel schneller gehen: „Wir führen derzeit mehrere Gespräche.“

Manager unter Hochspannung

Energie. Im Netzwerk der schwedischen Private-Equity-Gesellschaft EQT ist auch ein bekannter österreichischer Manager tätig. Thomas Kleibl, langjähriger Finanzvorstand der AUA und Kurzzeit-Chef der Immofinanz, übernahm vor rund eineinhalb Jahren die Aufgabe, als Finanzchef beim deutschen SAG-Konzern für mehr Energie zu sorgen. SAG ist einer der großen europäischen Anbieter von Elektro-Infrastruktur (wie Hochspannungsleitungen). Der Konzern wurde Anfang 2008 von EQT übernommen. Damals lag der Umsatz bei 800 Millionen Euro, im Vorjahr waren es mehr als 1,2 Milliarden. Um auch beim Gewinn die richtige Hochspannung zu erzeugen, „brauchen wir aufgrund der Energiewende in Deutschland noch etwas Zeit, aber in ein, zwei Jahren sollte es losgehen“, sagt Kleibl. Er erzählt, dass EQT „eine große Anziehungskraft hat, weil die an der Weiterentwicklung des Unternehmens und deren Mitarbeiter arbeiten“. Wohin es ihn verschlagen wird, wenn die Schweden bei SAG aussteigen, hat Kleibl nicht vorgeplant: „Die Aufgabe bei SAG ist sehr spannend, zu einer Vertragsverlängerung gehören aber immer zwei. Die Kinder sind groß, wir werden sehen.“

Kommentare