Schwache Konjunktur: In Deutschland dürfte Kurzarbeit ansteigen

Schwache Konjunktur: In Deutschland dürfte Kurzarbeit ansteigen
Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit prognostiziert einen Anstieg der Kurzarbeit. "Spürbare" Arbeitslosigkeit sei allerdings nicht in Sicht.

Angesichts der sich eintrübenden Konjunktur bereitet sich die Bundesagentur für Arbeit (BA) auf einen Anstieg der Kurzarbeit in verschiedenen Industriebranchen in Deutschland vor. "Wir untersuchen, ob wir in der Lage wären, bei Bedarf kurzfristig sehr viel Kurzarbeitergeld auszuzahlen", sagte BA-Vorstandschef Detlef Scheele der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag).

Dies betreffe in erster Linie das verarbeitende Gewerbe.

Kurzarbeitergeld soll Arbeitsplatzverluste in Zeiten flauer Konjunktur verhindern. Wenn ein Betrieb etwa wegen fehlender Aufträge die Arbeitszeit verringern muss, zahlt die BA Kurzarbeitergeld an die Arbeiter und Angestellten aus. So soll der Verdienstausfall teilweise ausgeglichen und eine Entlassung vermieden werden.

"Entlassungsrisiko so gering wie noch nie"

Scheele betonte jedoch, dass der Arbeitsmarkt weiterhin sehr robust sei: "Wir sind weit entfernt von einer Rückkehr zu einer spürbaren Arbeitslosigkeit", sagte er. "Das Entlassungsrisiko war in Deutschland noch nie so gering wie heute", betonte Scheele.

"Viele Unternehmer halten an Mitarbeitern fest, weil sie wissen, dass sie solche Fachkräfte so schnell nicht wieder bekommen." Dazu komme ein anhaltender Beschäftigungsaufbau im Pflegebereich. "So bleibe ich trotz einer sich eintrübenden Konjunktur vorsichtig optimistisch für den Arbeitsmarkt", sagte der BA-Chef.

Handwerk wächst kräftig

Das Handwerk in Deutschland kann sich bisher von der allgemeinen Konjunkturabkühlung abkoppeln. Es ist zu Jahresbeginn kräftig gewachsen. Die Umsätze stiegen vor allem dank des Baubooms im ersten Quartal binnen Jahresfrist um 6,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

Die Zahl der im Handwerk zulassungspflichtigen Beschäftigten lag Ende März 0,7 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr. Sechs der sieben Gewerbegruppen erwirtschaften höhere Erlöse, am stärksten ging es im Bauhauptgewerbe mit 14 Prozent bergauf. Niedrigere Umsätze gab es nur im Lebensmittelgewerbe (minus 0,3 Prozent).

Nur noch 0,5 Prozent Wachstum

Für das laufende Jahr haben Ökonomen ihre Konjunkturschätzung deutlich gekappt. Die deutsche Regierung erwartet nur noch 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum, nach 1,4 Prozent 2018. Der Handwerksverband ZDH rechnet dagegen für 2019 mit einem Umsatzplus von bis zu 4 Prozent.

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke hatte jüngst betont: "Ungeachtet der sich abzeichnenden Bremsspuren in der deutschen Wirtschaft insgesamt ist in absehbarer Zeit nicht damit zu rechnen, dass der Konjunkturmotor im Handwerk ins Stocken gerät oder gar abgewürgt wird."
 

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