Schon 10,5 Prozent sind ohne Arbeit

Eine Frau betrachtet einen Aushang mit Stellenangeboten.
Die Zahl der Arbeitslosen inklusive Schulungsteilnehmer nähert sich der 500.000-Marke an.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Jänner erneut gestiegen. Inklusive der AMS-Schulungsteilnehmer waren Ende Jänner 472.539 Personen auf Arbeitssuche - ein Anstieg von 5,1 Prozent. Nach nationaler Definition stieg die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent, gab das Sozialministerium am Montag bekannt. Nach Eurostat blieb die Quote mit 4,9 Prozent relativ moderat. Österreich ist damit innerhalb der EU an zweiter Stelle hinter Deutschland. Ohne Schulungsteilnehmer vermerkte das Arbeitsmarktservice 406.239 Arbeitslose, um 36.402 Personen mehr als vor einem Jahr.

AMS-Chef Johannes Kopf bezeichnete das am Montag als "absolut ernst zu nehmende Situation". "Da sieht man schon, dass die Konjunktur weiterhin sehr sehr schwach ist", so Kopf im Ö1-Mittagsjournal. Sowohl für heuer als auch für nächstes Jahr erwartet der Arbeitsmarktexperte auch keinen Rückgang. Sozialminister Rudolf Hundstorfer verwies darauf, dass die Arbeitsmarktpolitik "ohne eine nachhaltige Belebung der Konjunktur und der daraus folgenden Nachfrage nach Arbeitskräften" an ihre Grenzen stoße. Umso wichtiger seien "europäische Initiativen zur Belebung der Investitionen".

Deutlich weniger Schulungen

Eine Grafik zeigt die Arbeitslosenzahlen in Österreich von 2009 bis 2015, aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Geschlecht, Alter und In-/Ausländern.
Die Zahl der Schulungsteilnehmer ist im Jänner um fast 17 Prozent auf 66.300 Personen drastisch zurückgegangen. Besonders stark war der Rückgang mit 28,5 Prozent in Wien. Das AMS begründet den Einbruch mit einem Strategiewechsel: Es würden nun Kurse mit längerer Laufzeit angeboten - bei gleichbleibendem Budget könnten dadurch weniger Arbeitslose in Schulungen geschickt werden, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Auch werden die oftmals kritisierten Bewerbungstrainings - vor allem in Wien - deutlich zurückgefahren.

Im Bundesländervergleich war der Anstieg der Arbeitslosen in Wien mit 19,1 Prozent am höchsten, was zur Hälfte durch die sinkenden Schulungsteilnahmen zu erklären sei, so das Sozialministerium. Am geringsten stieg die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten (+2,3 Prozent) und im Burgenland (+4,9 Prozent).

Licht und Schatten am Bau

Eine Überraschung gab es am Bausektor. Verglichen mit anderen Branchen stieg die Bauarbeitslosigkeit mit 2,6 Prozent unterdurchschnittlich, da der Winterbau gut laufe, gab das Ministerium bekannt. Auch die Beschäftigung am Bau wächst. Nichtsdestotrotz trägt die Bauwirtschaft am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit bei. 18,5 Prozent aller Arbeitslosen waren vorher am Bau beschäftigt.

Nach Branchen den mit 14,4 Prozent höchsten Anstieg der Arbeitslosen verzeichnete der Bereich Arbeitskräfteüberlassung (Leiharbeiter). Leicht überdurchschnittliche Zuwächse gab es im Handel (+10,3 Prozent) und im Tourismus (+9,9 Prozent).

Besonders benachteiligt am Arbeitsmarkt waren erneut ältere Menschen ab 50 Jahren (+13,7 Prozent), Ausländer (+18,9 Prozent) und behinderte Personen (+16,3 Prozent). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 12 Monate vorgemerkt) hat sich auf rund 20.200 Personen mehr als verdoppelt.

Insgesamt sind in Österreich 3,4 Millionen Menschen unselbstständig beschäftigt. Beim AMS gibt es derzeit fast 23.000 gemeldete offene Stellen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Eine Tabelle mit zusätzlichen Daten zum Arbeitsmarkt Ende Jänner 2015.

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