Schlecker Österreich: Gehälter gesichert, Geldgeber offen

Die 3000 Schlecker-Mitarbeiter in Österreich können vorerst durchatmen. Die mit Monatsende fälligen Gehälter werden trotz der Pleite der deutschen Konzernmutter wie geplant ausbezahlt. Da der Warenfluss bis auf Weiteres gesichert werden konnte, laufen die Geschäfte in den 970 Filialen ungestört weiter.
Gewerkschaftsvertreter trafen am Dienstag mit der Geschäftsführung von
Schlecker Österreich zu einem Krisen-Gipfel zusammen. "Wir haben die Zusicherung erhalten, dass die Löhne und Gehälter für Jänner überwiesen werden", zeigte sich Karl Proyer von der Gewerkschaft GPA-djp im Anschluss mit den Gesprächen zufrieden. Damit sei man "einen Monat weiter." Zudem habe die Gewerkschaft ein Info-System für die Beschäftigten aufgebaut.

Wie es langfristig weitergeht, wagt allerdings niemand zu sagen. Schlecker
Österreich ist wie berichtet stark mit der bankrotten Deutschland-Mutter verflochten und laut Konzern Teil der Insolvenzmasse.
Nach Auskunft von Schlecker-Konzernsprecher Alexander Güttler steht ein eigener Insolvenzantrag für die Österreich-Tochter „nicht zur Disposition“. Die eigenständige GmbH solle normal weitergeführt werden. Sie habe einen rentablen Cash-Flow und könne die Gehälter daher aus eigener Finanzkraft aufbringen.
Meldungen, wonach ein Käufer gesucht werde, bezeichnet Güttler als Missverständnis. „Der Insolvenzverwalter wollte auf Anfrage nur nicht ausschließen, dass ein Verkauf der Auslandsgeschäfte irgendwann einmal eine Option sei.“
Nix mehr da
Beschwichtigungen hin oder her, der Fortbestand Schleckers ist nur gegeben, wenn Geld aufgetrieben werden kann. Bei der Eigentümerfamilie ist offenbar nichts mehr zu holen."Es ist nichts mehr da", jammerte Meike Schlecker am Montag in die Kameras.
Da der Konzern als "eingetragene Kaufmannschaft" firmiert, haftet Gründer Anton Schlecker mit seinem Privatvermögen. Wenn er selbst pleite ist, wie seine Tochter angibt, müsste er eigentlich einen Privatkonkurs beantragen, wird in Gläubigerkreisen gerätselt. Dass sich die Auslandstöchter längere Zeit über Wasser halten können, wenn beim Eigentümer "nix mehr da ist", wird ebenfalls bezweifelt. Und der erhoffte Investor bleibt bisher ein Phantom.
Am Abend wurde vermeldet, dass sich der deutsche Konzern mit rund 150 Lieferanten auf weitere Lieferungen geeinigt habe. Was das Finden eines Investors betrifft, ist Markenexperte Michael Brandtner trotzdem skeptisch: "Ich sehe für Schlecker schwarz", meint Brandtner, "denn das herausragende Leistungsmerkmal (...) wurde Schlecker zum Sargnagel." Schlecker hat sich dafür gerühmt, gleich ums Eck präsent zu sein. "For You. Vor Ort.", lautete der Werbespruch, den Lars und Meike Schlecker dem Familienunternehmen erst vor rund einem Jahr verpassten. Genau das sei ihnen aber aufgrund der niedrigen Umsätze je Standort zum Verhängnis geworden.
Familienchronik: Aufstieg und Fall
1975 Ein Jahr nach dem Wegfall der Drogeriepreisbindung eröffnet Anton Schlecker seine erste Drogerie. 1977 hat er 100 Filialen, 1984 sind es bereits tausend Geschäfte.
1987 Schlecker expandiert nach Österreich, Spanien und die Niederlande. Kurz vor
Weihnachten werden seine Kinder Lars und Meike (damals 14 und 16 Jahre alt) entführt. Es fließen 9,6 Millionen D-Mark Lösegeld. Die Familie zieht sich noch mehr aus der Öffentlichkeit zurück.
1998 Ein Gericht verurteilt Anton Schlecker und seine Frau Christa zu jeweils zehn Monaten auf Bewährung wegen vielfachen Betrugs – weil sie Mitarbeitern eine tarifliche Bezahlung bloß vorgetäuscht haben. Auch später gibt es immer wieder Konflikte mit der Gewerkschaft.
2010 Die Kinder Lars und Meike folgen an die Konzernspitze und wollen das Image aufpolieren.
2012 Am 20. Jänner meldet Schlecker Planinsolvenz an.
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Hintergrund
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