Schillerplatz-Prozess: Weiter warten auf Urteil
Auch am Freitag fiel im sogenannten Telekom-V-Prozess um den Verkauf der zwei obersten Etagen des Telekom-Palais am Schillerplatz in bester Wiener Lage an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Ehefrau kein Urteil. Ein neuer Zeuge, Thomas Hönigsberger, Schwiegersohn von Immobilien-Tycoon Karl Wlaschek, hatte von sich aus in einem Mail an den Staatsanwalt seine Aussage angeboten. Hönigsberger aber ist erkrankt, seine Einvernahme wird nächste Woche versucht. Das Gericht verzichtet nicht auf die Befragung, stellte Richterin Claudia Moravec-Loidolt klar. Die Verhandlung soll in einer Woche am Freitag weitergehen.
Einen zweiten Sachverständigen werde es nicht geben, so die Richterin. Es gebe keine Hinweise, dass das Gutachten falsch oder widersprüchlich sei. Rechenfehler seien berichtigt worden. Zuvor hatte sie die Verteidiger ermahnt, "nicht über vier Euro zu streiten". In dem Verfahren gehe es um höhere Beträge.
Staatsanwalt Michael Radasztics wirft Huber und seiner Frau sowie dem damaligen Telekom-Chef Heinz Sundt und dessen seinerzeitigem Finanzchef Stefano Colombo vor, die Telekom geschädigt zu haben. Im Laufe des Verfahrens wurde die Anklage gegen Huber auf schweren Betrug an seinem früheren Arbeitgeber ÖBB ausgeweitet. Zuvor musste er sich "nur" wegen Mittäterschaft bei Untreue an der Telekom verantworten. Huber habe gegenüber den ÖBB nicht die Wahrheit über sein Engagement beim Kauf und Verkauf der Schillerplatz-Immobilie gesagt, so die Staatsanwaltschaft.
Hat Huber sein Wissen dann verwendet, um es alleine zu erwerben?", fragte die Richterin. "Ja", bestätigte Tojner. Seine Global Equity hatte sich für drei von der Telekom offerierten Immobilien interessiert - am Schillerplatz 4, in der Lehargasse 7 und in der Berggasse. Huber sei "Golfpartner" eines Global Equity-Managers gewesen. Der habe damals gemeint, "holen wir uns einen Profi dazu". Huber hatte als ehemaliger Porr-Manager Erfahrung im Bau-Geschäft. Huber sei dann als möglicher Partner für das geplante große Geschäft geholt worden.
Mit Mitarbeitern aus der Telekom-Immobilienabteilung wurden dann Besichtigungen des Schillerplatz und der beiden anderen Häuser vorgenommen und Gespräche mit der Telekom geführt. Bei zwei Telekom-Gesprächsrunden habe er das Gefühl gehabt, "wir bekommen es". Eigentlich sei alles gut gelaufen. Die Global Equity hatte am 12. Februar 2004 ein Angebot für die drei Immobilien im Paket in Höhe von 23,1 Mio. Euro gelegt.
"Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt weg war." Michael Tojner
Dann habe die Telekom plötzlich den Schillerplatz nicht mehr verkaufen wollen. "Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt weg war", schilderte Tojner. Einen Grund habe die Telekom nicht genannt. "Ab wann hat der Schillerplatz nicht mehr mitgespielt?", hakte die Richterin nach. "Auf alle Fälle nach den Gesprächen mit Huber", so Tojner. "Das nächste, was ich dann gehört habe, ist, dass der Herr Huber es gekauft hat. Zuerst wurde es herausgenommen, dann war es verkauft." Sein eigenes Unternehmen, die Global Equity, hatte keine Chance, vielleicht mit einem höheren Angebot nachzubessern und die Schillerplatz-Immobilie doch zu erwerben, schilderte er.
Alle Angeklagten haben auf nicht schuldig plädiert. Sundt und Colombo kennen bereits die Anklagebank, sie mussten darauf im Zuge des Telekom-I-Prozesses rund um eine Kursmanipulation Platz nehmen. Sundt wurde freigesprochen - Colombo nicht rechtskräftig zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
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