Schillerplatz-Prozess: Weiter warten auf Urteil

Zwei ältere Männer in Anzügen stehen nebeneinander.
Ein neuer Zeuge im Untreue-Prozess gegen Ex-ÖBB-Chef Huber & Co. ist erkrankt.

Auch am Freitag fiel im sogenannten Telekom-V-Prozess um den Verkauf der zwei obersten Etagen des Telekom-Palais am Schillerplatz in bester Wiener Lage an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Ehefrau kein Urteil. Ein neuer Zeuge, Thomas Hönigsberger, Schwiegersohn von Immobilien-Tycoon Karl Wlaschek, hatte von sich aus in einem Mail an den Staatsanwalt seine Aussage angeboten. Hönigsberger aber ist erkrankt, seine Einvernahme wird nächste Woche versucht. Das Gericht verzichtet nicht auf die Befragung, stellte Richterin Claudia Moravec-Loidolt klar. Die Verhandlung soll in einer Woche am Freitag weitergehen.

Einen zweiten Sachverständigen werde es nicht geben, so die Richterin. Es gebe keine Hinweise, dass das Gutachten falsch oder widersprüchlich sei. Rechenfehler seien berichtigt worden. Zuvor hatte sie die Verteidiger ermahnt, "nicht über vier Euro zu streiten". In dem Verfahren gehe es um höhere Beträge.

Ein großes, weißes Gebäude mit vielen Fenstern in einer Stadt.
Schillerplatz 4: Der Gerichtsgutachter muss schon wieder nachrechnen.
In dem Prozess müssen sich drei ehemalige Top-Manager von ÖBB und Telekom für einen Kauf einer Luxusimmobilie ( Bild) verantworten. Martin Huberhatte gemeinsam mit seiner Frau 2006 einen geplanten Dachausbau am Wiener Schillerplatz um 5,4 Millionen Euro von der Telekom erworben und diesen - ohne Bautätigkeit - ein Jahr später um rund 11 Millionen Euro an die Seeste Bau weiter verkauft. Dies sorgte schon damals für kräftiges Rauschen im Blätterwald - denn neben der starken Wertsteigerung sorgte auch der Umstand, dass Seeste am neuen Wiener Hauptbahnhof große Flächen erworben hatte, für mediale Spekulationen.

Staatsanwalt Michael Radasztics wirft Huber und seiner Frau sowie dem damaligen Telekom-Chef Heinz Sundt und dessen seinerzeitigem Finanzchef Stefano Colombo vor, die Telekom geschädigt zu haben. Im Laufe des Verfahrens wurde die Anklage gegen Huber auf schweren Betrug an seinem früheren Arbeitgeber ÖBB ausgeweitet. Zuvor musste er sich "nur" wegen Mittäterschaft bei Untreue an der Telekom verantworten. Huber habe gegenüber den ÖBB nicht die Wahrheit über sein Engagement beim Kauf und Verkauf der Schillerplatz-Immobilie gesagt, so die Staatsanwaltschaft.

Ein Mann in Anzug und Krawatte gestikuliert während eines Gesprächs.
Investor Michael Tojner: Musste den Börsengang seiner Varta-Batterien abblasen.
Am Freitag machte der ebenfalls als Zeuge geladene Investor Michael Tojner ( Bild) eine überraschende Aussage über die Rolle Hubers. Michael T. schilderte, dass Huber bei Vorgesprächen zu einem Kauf von drei Telekom-Immobilien bei seinem Unternehmen als möglicher Partner dabei gewesen war. Dann hatte die Telekom den Schillerplatz aus dem Paket ausgeschieden und Huber hatte das Objekt selbst gekauft.

Hat Huber sein Wissen dann verwendet, um es alleine zu erwerben?", fragte die Richterin. "Ja", bestätigte Tojner. Seine Global Equity hatte sich für drei von der Telekom offerierten Immobilien interessiert - am Schillerplatz 4, in der Lehargasse 7 und in der Berggasse. Huber sei "Golfpartner" eines Global Equity-Managers gewesen. Der habe damals gemeint, "holen wir uns einen Profi dazu". Huber hatte als ehemaliger Porr-Manager Erfahrung im Bau-Geschäft. Huber sei dann als möglicher Partner für das geplante große Geschäft geholt worden.

Mit Mitarbeitern aus der Telekom-Immobilienabteilung wurden dann Besichtigungen des Schillerplatz und der beiden anderen Häuser vorgenommen und Gespräche mit der Telekom geführt. Bei zwei Telekom-Gesprächsrunden habe er das Gefühl gehabt, "wir bekommen es". Eigentlich sei alles gut gelaufen. Die Global Equity hatte am 12. Februar 2004 ein Angebot für die drei Immobilien im Paket in Höhe von 23,1 Mio. Euro gelegt.

"Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt weg war." Michael Tojner

Dann habe die Telekom plötzlich den Schillerplatz nicht mehr verkaufen wollen. "Wir waren ziemlich angefressen, dass das Projekt weg war", schilderte Tojner. Einen Grund habe die Telekom nicht genannt. "Ab wann hat der Schillerplatz nicht mehr mitgespielt?", hakte die Richterin nach. "Auf alle Fälle nach den Gesprächen mit Huber", so Tojner. "Das nächste, was ich dann gehört habe, ist, dass der Herr Huber es gekauft hat. Zuerst wurde es herausgenommen, dann war es verkauft." Sein eigenes Unternehmen, die Global Equity, hatte keine Chance, vielleicht mit einem höheren Angebot nachzubessern und die Schillerplatz-Immobilie doch zu erwerben, schilderte er.

Alle Angeklagten haben auf nicht schuldig plädiert. Sundt und Colombo kennen bereits die Anklagebank, sie mussten darauf im Zuge des Telekom-I-Prozesses rund um eine Kursmanipulation Platz nehmen. Sundt wurde freigesprochen - Colombo nicht rechtskräftig zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Ein Mann mit Brille und dunklem Anzug blickt aufmerksam nach oben.
Der ehemalige Telekom-Vorstand Stefano Colombo.
Colombo ( Bild) sorgte am Freitag auch für eine Überraschung: Er bestätigte auf Befragung, dass er von 2005 bis 2007 rund 1,18 Millionen Euro in bar auf ein Konto der Deutschen Bank in Österreich eingezahlt hat. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, woher diese großen Bargeldsummen kamen, verweigerte Colombo mit Verweis auf Ermittlungen der Finanzbehörden die Aussage. "Ich bin dabei, das dem Finanzamt zu erklären.“

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