Innenministerium ist der "Schandfleck des Jahres 2015"

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mit Flüchtlingen und Polizei
Das BMI erhielt den Negativpreis für seine Asylpolitik. Die Verursacher des HCB-Skandals im Görtschitztal wurden ebenfalls "geehrt".

Die Negativpreise für den Schandfleck des Jahres 2015 sind am Donnerstagabend in Wien an das Innenministerium (BMI) sowie das Zementwerk Wietersdorfer & Peggauer (w&p) gegangen.

50 Prozent stimmten für BMI

Innenministerium ist der "Schandfleck des Jahres 2015"
epaselect epa05164707 Refugees and migrants children line up as they walk along a border fence after they crossed the Slovenian-Austrian border, near the village of Spielfeld, Austria, 16 February 2016. Austria is making plans for the introduction of border controls at a dozen additional crossings in order to manage the inflow of migrants, Interior Minister Johanna Mikl-Leitner says. The border measures are to include checks on people, vehicles and trains, the Interior Ministry says about the controls that are to be modelled on recently introduced strict controls at the Slovenian-Austrian border at Spielfeld. EPA/CHRISTIAN BRUNA
Das BMI wurde wegen der "mangelhaften Versorgung von Asylsuchenden" in einer Online-Abstimmung von 50 Prozent der Teilnehmer zur "verantwortungslosesten Institution des Jahres 2015 gewählt", gab der Organisator des Schmähpreises, das Netzwerk Soziale Verantwortung, bekannt. Gründe für den "Sieg" seien die Verschärfung der Asylpolitik und die Auslagerung der Flüchtlingsbetreuung an das profitorientierte Unternehmen ORS gewesen.

Jury entschied sich für HCB-Skandal

Innenministerium ist der "Schandfleck des Jahres 2015"
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Der Jurypreis ging an das Zementwerk w&p im Kärntner Görtschitztal. Die HCB-Emissionen hätten die Gesundheit der Bewohner belastet und die ökonomische Grundlage der ansässigen Bauern gefährdet, wurde die Entscheidung begründet.

"Einschneidende" Folgen

"Noch nie in der Geschichte des Schandfleck waren die Folgen der Handlungen der beiden Preisträger für die betroffenen Menschen auf österreichischem Boden so einschneidend", sagte Romy Grasgruber-Kerl, Geschäftsführerin des Netzwerks Soziale Verantwortung. "Das BMI muss seinen Zugang zu Schutzsuchenden grundsätzlich überdenken. Es sollte die Flüchtlingsbetreuung nicht mehr an profitorientierte Unternehmen auslagern, sondern mit NGOs zusammenarbeiten. Im Fall w&p fordern wir, dass die Wiedergutmachungsansprüche geschädigter Personen gerichtlich verhandelt werden."

Die unrühmlichen Auszeichnungen für besonders gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen und Institutionen wurden zum vierten Mal im Vorfeld des Welttags der sozialen Gerechtigkeit (20. Februar) vergeben. Unter den Nominierten waren auch die Eurogruppe und der deutsche VW-Konzern.

Die Preisträger der vergangenen Jahre:

2014: Henry am Zug und Jean-Claude Juncker

2013: Bundestheater und Andritz

2012: KIK und Mayr-Melnhof Packaging

Das Netzwerk Soziale Verantwortung sieht sich als Verbindung von NGOs und Arbeitnehmervertretungen, die die Anspruchlosigkeit von gesteckten Zielen von Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung kritisieren. Gefordert wird die Einbeziehung von sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Kriterien als Grundprinzipien unternehmerischen Handelns.

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