Saudi-Arabien: Opfer des eigenen Öl-Preiskrieges

  
Stark gesunkene Einnahmen - Milliardendefizit im saudischen Budget.

Das unendliche reiche Saudi-Arabien, weltgrößter Exporteur von Erdöl, hat Geldprobleme: Der anhaltend niedrige Ölpreis auf dem Weltmarkt hat ein Rekordloch von umgerechnet rund 90 Milliarden Euro in den saudi-arabischen Staatshaushalt gerissen. Seit Mitte 2014 ist der Preis für das Barrel (159 Liter-Fass) Rohöl um mehr als 60 Prozent gefallen. Dass die Preise in absehbarer Zeit wieder deutlich steigen könnten, gilt nach Expertenmeinung als ausgeschlossen.

Als Reaktion darauf hat die Regierung in Riad angekündigt, die Staats-Ausgaben zu reduzieren und mehr Einnahmen außerhalb des Ölsektors zu gewinnen. Vom Verkauf des schwarzem Goldes aber generiert der Wüstenstaat 80 Prozent seiner Staatseinnahmen.

Sparen ist angesagt

Sparen ist also angesagt im saudischen Königreich – wo an die 7000 Prinzen einen absurd luxuriösen Lebensstil genießen. Für Millionen saudischer Bürger außerhalb der "Royalty" aber ist das Leben schon längst schwieriger geworden: Wohnraum ist knapp und teuer, die Jugendarbeitslosigkeit beträgt 30 Prozent, auch die Zahl arbeitsloser Akademiker steigt rasant. Nun sollen die Steuern und Abgaben erhöht werden, Subventionen für Benzin, Wasser und Strom im Gegenzug gekürzt werden.

Eine heikle Gratwanderung für das regierende Königshaus. Bisher hatte man mit Petro-Dollars den saudischen Wohlfahrtsstaat finanziert. Viel Geld für das Volk gegen Loyalität gegenüber dem Königshaus, lautete der Deal. Der aber könnte nun ins Wanken geraten.

Überangebot an Öl

Dabei ist Saudi-Arabien selbst am meisten verantwortlich für den Preisverfall seines wichtigsten Wirtschaftsgutes. Seit die USA mit ihrer umstrittenen Fracking-Methode gigantische Ölmengen fördern und damit für ein weltweites Überangebot des schwarzen Goldes sorgen, sinken die Preise. Doch die OPEC, die Organisation erdölexportierender Länder, lehnt vor allem wegen der Weigerung Saudi-Arabiens eine Senkung ihrer Förderquoten ab.

Saudi-Arabien: Opfer des eigenen Öl-Preiskrieges
Die Preise sollen so weit sinken, so lautet die nie offen ausgesprochene Kalkulation im Wüstenstaat, bis die teure Förderung durch Fracking in den USA unrentabel wird. Doch die Rechnung ging nicht auf. Die Rohölpreise verfielen – und in den USA wird weiter Öl gefördert. Mehr noch: Erstmals seit vier Jahrzehnten gab der Kongress vor Weihnachten grünes Licht, dass die USA wieder Öl exportieren dürfen.

Und noch ein weiterer Konkurrent steht in den Startlöchern: Riads Todfeind Teheran. Nach (unmittelbar bevorstehender) Aufhebung der Sanktionen kann der Iran mit voller Kraft auf den Weltölmarkt zurückkehren – immerhin sitzt das Land auf den viertgrößten Erdölreserven der Welt. Zwar muss der Iran erst noch seine heruntergewirtschafteten Förderanlagen modernisieren. Doch schon im Lauf der ersten Jahreshälfte könnte der Iran seine Fördermenge von derzeit 2,8 Millionen Barrel pro Tag deutlich erhöhen.

Saudi-Arabien wirft indes weiter Unmengen von Öl auf den Markt: Es fördert derzeit rund 10,45 Millionen Barrel pro Tag.

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