Russland liefert kein Gas mehr in die Ukraine

Russland hat die Gaslieferungen in die Ukraine mit sofortiger Wirkung gestoppt. Der russische Energiekonzern Gazprom teilte am Mittwoch mit, seit 10.00 Uhr (Ortszeit, 9.00 Uhr MESZ) seien die Lieferungen eingestellt. Am Dienstag hatte die Ukraine angekündigt, sämtliche Erdgaskäufe in Russland auszusetzen.
"Die Ukraine hat für die Gaslieferungen im Juli nicht gezahlt", gab Gazprom bekannt. Ohne Vorauszahlungen aus der Ukraine werde es keine Lieferungen mehr geben, so Gazprom.
Das ukrainische Unternehmen Naftogaz erklärte jedoch, dass es das russische Erdgas weiterhin durch die Ukraine an europäische Kunden leiten werde.
Keine Fortschritte in Wien
Am Vorabend hatten sich Moskau und Kiew bei Verhandlungen in Wien nicht auf neue Lieferbedingungen einigen können. Russland hatte einen Rabattpreis von 247,18 US-Dollar (221 Euro) je 1.000 Kubikmeter Gas vorgeschlagen. Die Ukraine forderte noch stärkere Preisnachlässe. Das krisengeschüttelte Land will sich nun mit Lieferungen aus der Slowakei versorgen.
Basteln am Winterpaket
Der für Energiefragen zuständige Vizepräsident der EU-Kommission Maros Sefcovic sieht den Gastransit aus Russland durch die Ukraine in die EU "überhaupt nicht gefährdet". Brüssel, Moskau und Kiew würden nicht so weit auseinanderliegen. Sefcovic sagte, über den Sommer würden die Gespräche auf Expertenebene fortgesetzt, um eine Einigung zu für ein neues Winterpaket zu erreichen, im September sollte dann auch politischer Ebene verhandelt werden.
Die Ukraine habe derzeit 12 Milliarden Kubikmeter Gas in ihren Speichern. Allerdings seien 19 Milliarden notwendig, also fehlten noch sieben. Diese könnten entweder durch Reverse Flow aus den EU-Staaten oder durch den Kauf aus Russland oder durch eine eigene Produktion gefüllt werden. Die Kapazität der drei Reverse Flow-Möglichkeiten aus der Slowakei, Ungarn und Polen betragen 1,8 Milliarden Kubikmeter pro Monat.
Sefcovic wies zurück, dass sich die EU-Sanktionen gegen Russland negativ bei den Gasverhandlungen ausgewirkt hätten. Dieses Thema sei überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Er wolle aber keiner der beiden Seiten Vorwürfe machen und sich nicht auf eine Seite stellen. Die derzeitige Situation sei "weder gut für Russland, das das Image eines verlässlichen Lieferanten haben will, noch für die Ukraine, die auf jeden Fall ein Transitland bleiben möchte".
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