Rupprechter: EU verspricht Soforthilfe für Bauern

Die heimischen Bauern und Nahrungsmittel-Produzenten dürfen nach der gestrigen Hiobsbotschaft aufatmen: Im Zuge des russischen Importstopps für Agrarwaren aus der EU und damit Österreich hat EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos laut Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter in einem gemeinsamen Telefonat zugesagt, dass die Auswirkungen auf die Bauern - wie von Rupprechter gefordert - seitens der EU abgemildert werden sollen. Das teilte das Landwirtschaftsministerium (zur Website des bmlfuw) mit.
"Wir haben uns darauf verständigt, dass bereits jetzt Sofortmaßnahmen durch die Kommission gesetzt werden", hieß es vom Minister Freitagvormittag. Die betroffenen Märkte müssten entlastet, die erforderlichen Mittel aus einer Agrarkrisenreserve geholt werden. Die entsprechenden Maßnahmen sollen bereits kommende Woche im Verwaltungsausschuss in Brüssel eingeleitet werden.
28 individuelle Maßnahmen in 28 Mitgliedsstaaten seien nicht richtig. Der EU-Rat habe sich für Sanktionen entschieden, das sei zu respektieren, könne jetzt diejenigen, die den Schaden hätten, aber nicht alleine stehen lassen, sagte der Minister zuvor im Ö1 Morgenjournal.
Sowohl der ÖVP-Bauernbund als auch die Landwirtschaftskammer hatten gestern nach bekanntwerden der Sanktionen umgehend Abfederungsmaßnahmen gefordert, "sollten die Einbußen übermäßig und untragbar werden".
Russen stehen auf "Made in A"
Voriges Jahr exportierte Österreich agrarische Waren (Zollkapitel 1-24) um knapp 238 Mio. Euro nach Russland, die Hälfte davon könnte wegfallen. Die Preise würden verfallen, erwartete Gerald König von LGV im Radio.

Insgesamt exportierte Österreich in den vergangenen Jahren jeweils agrarische Waren im Wert von fast 10 Mrd. Euro.
Fette Schweine

Symbolbild
Die Firmen würden sich mit Ersatzmärkten umschauen müssen oder die Produktion zurückfahren, mehr könne man derzeit betroffenen Unternehmen nicht sagen, so Dietmar Fellner, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Moskau im "Frühjournal".
Polen kündigt WTO-Klage an
Polen will wegen des russischen Einfuhrverbots für Lebensmittel Klage bei der Welthandelsorganisation WTO einreichen. Das kündigte Landwirtschaftsminister Marek Sawicki in Warschau an. Für das Agrarland Polen sei der Einfuhrstopp schmerzhaft.
Fast drei Viertel der Russen stehen einer Umfrage zufolge hinter den Sanktionen Russlands gegen westliche Staaten. Präsident Wladimir Putins Einfuhrstopp für zahlreiche Lebensmittel sei für 72 Prozent der Befragten eine angemessene Antwort auf die Strafmaßnahmen des Westens im Ukraine-Konflikt gewesen, teilte das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Lewada am Freitag in Moskau mit.
18 Prozent sind demnach gegen die russischen Sanktionen. Von den EU- und US-Sanktionen gegen Russland fühlen sich demnach 64 Prozent der Befragten nicht persönlich betroffen. 25 Prozent der Umfrageteilnehmer sind indes beunruhigt, 38 Prozent sehen in den westlichen Strafmaßnahmen eine Gefahr für die russische Wirtschaft.
An der repräsentativen Befragung von Anfang August nahmen den Angaben zufolge 1600 Menschen teil. Traditionell haben in Russland auch die Staatsmedien einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung.
Die Sanktionen Russlands gegen die EU treffen vor allem die griechischen Obst- und Gemüseproduzenten im Norden des Landes. Auch die Fischerei und die Produzenten von Joghurt und Fetakäse könnten schwere Verluste erleiden.
Man bräuchte dringend einen "Alternativplan", um die Produkte an andere Märkte zu leiten. Nach ersten Schätzungen könnten die griechischen Gemüse- und Obstexporteure Verluste in Höhe von 178 Mio. Euro erleiden. Die Gesamtexporte Griechenlands nach Russland betrugen im vergangenen Jahr 406 Mio. Euro. Die Verluste treffen vor allem Regionen in Nordgriechenland, die derzeit große Mengen Pfirsiche nach Russland exportieren sollten.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es in Athen, man hoffe, dass die russische Seite hinter den Kulissen von befreundeten Staaten auch innerhalb der EU weiter kauft. Andere diplomatischen Quellen schlossen das in ihren Schätzungen aus.
Auch der kleine Exportmarkt der Insel Zypern könnte nach ersten Schätzungen der Regierung Schäden in Höhe von 15 Mio. Euro erleiden.
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