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Rückrufwelle bei General Motors rollt weiter

Weltweit müssen über 800.000 weitere Wagen wegen diverser Defekte in die Werkstätten.

Die Rückrufwelle bei General Motors nimmt einfach kein Ende. Weltweit müssen knapp 823 000 weitere Wagen wegen diverser Defekte in die Werkstätten - unter anderem wegen nicht richtig befestigter Sitze, unzuverlässiger Blinker und einer ausfallenden Servolenkung. Der Konzern wisse bereits von zwei Unfällen mit drei Verletzten wegen der Mängel, teilte GM mit.

Das Chevrolet-Logo und der Schriftzug an einem blauen Gebäude sind mit Schnee bedeckt.
Weitere Rückholaktion gestartet
Betroffen von den Problemen sind Modelle neuerer Baujahre - darunter der Kleinwagen Chevrolet Spark, die Limousine Chevrolet Impala und der Pick-up-Truck Chevrolet Silverado. 718 000 der Wagen fahren auf US-Straßen. Opel-Fahrzeuge sind nicht betroffen.

„Diese Rückrufe zeigen, wie sehr wir unseren Sicherheitsansatz verbessert haben“, sagte der zuständige GM-Manager Jeff Boyer. Ein jahrelang verschleppter Defekt an Zündschlössern, aufgrund dessen mindestens 13 Menschen starben, hatte die ganze Rückrufwelle ausgelöst.

Ein Mann geht an einer Reihe von neuen Chevrolet-Trucks vorbei.
A man walks past a row of General Motors vehicles at a Chevrolet dealership on Woodward Avenue in Detroit, Michigan in this April 1, 2014 file photo. General Motors Co bucked Wall Street's low expectations and negative publicity over a flood of safety recalls, reporting a modest rise in U.S. sales in June. REUTERS/Rebecca Cook/Files (UNITED STATES - Tags: BUSINESS TRANSPORT)
Durch die neuesten sechs Rückrufe steigt die Gesamtzahl seit Jahresbeginn nun auf inzwischen 60 Stück. Rund 28,8 Millionen Wagen müssen nach GM-Angaben in die Werkstätten. Damit fällt die Summe trotz der jüngsten Rückrufe geringer aus als bisher. Bei einem früheren Rückruf wegen defekter Zündschlösser bei älteren Limousinen habe es Doppelungen gegeben, erklärte ein Sprecher. Das sei korrigiert worden.

Gewinn bricht weg

Die Pannenserie hat erneut zu einem Gewinneinbruch bei GM geführt. Der US-Marktführer teilte am Donnerstag mit, im zweiten Quartal nur 190 Mio. Dollar (141 Mio. Euro) verdient zu haben. Im Jahr zuvor standen noch 1,2 Mrd. Dollar zu Buche.

Die Rückrufaktionen der Autohersteller haben in diesem Jahr ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. In den ersten 6 Monaten 2014 wurden allein auf dem US-Markt mit 37,2 Millionen Pkw schon mehr Fahrzeuge in die Werkstätten zurückbeordert als in den beiden Vorjahren zusammen.

Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Forschungsinstituts Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. "Damit markiert das Jahr 2014 bereits zur Halbzeit das größte Rückrufvolumen aller Zeiten", hieß es in der Studie.

Die Rückrufquote lag bei 455 Prozent, das heißt die Hersteller riefen viereinhalb Mal soviele Autos zurück wie sie im gleichen Zeitraum in den USA verkauften. Im Vorjahr hatte dieser Wert noch bei 142 Prozent gelegen.

Absoluter Spitzenreiter war General Motors mit einer Rückrufquote von 1.668 Prozent. In 37 Rückrufaktionen ließ GM im ersten Halbjahr rund 25 Millionen Autos in den USA überprüfen, vor allem wegen Problemen mit dem Zündmechanismus, die mit mehreren tödlichen Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht werden. Erst am Mittwoch beorderte GM erneut 717.950 Fahrzeuge wegen Schwierigkeiten mit der Halterung der Vordersitze und der Servolenkung zurück.

Auf Platz zwei der Negativ-Statistik liegt Toyota mit einer Rückrufquote von 379 Prozent, auf Platz drei der Elektrofahrzeughersteller Tesla mit 321 Prozent. Die deutschen Konzerne Daimler (151 Prozent), BMW (89 Prozent) und VW (61 Prozent) schnitten besser ab.

"Die Analyse der globalen Hersteller zeigt, dass insbesondere hohe Wachstumsziele die Hersteller dazu verleiten können, die Qualitätsanforderungen zu vernachlässigen", erklärte Institutsdirektor Stefan Bratzel. In den vergangenen Jahren sei die technische Komplexität und damit auch die Fehleranfälligkeit gestiegen, begründet der Experte die Explosion von Rückrufen. Außerdem müssten die Konzerne immer schneller neue Entwicklungen präsentieren, gleichzeitig aber Kosten sparen. Beides schade der Qualitätssicherung.

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