Rückgang bei Firmenpleiten
Deutlich weniger Firmeninsolvenzen, dafür wieder mehr Privatkonkurse vermeldet der Kreditschutzverband KSV1870 für das erste Quartal 2015.
Die eröffneten Insolvenzverfahren über Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 747 Fälle gesunken, die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren sogar um fast 16 Prozent gesunken. Die Schulden der insolventen Unternehmen sind um 38 Prozent nach unten gegangen (292 Mio. Euro). Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer sank um 27 Prozent.
Bundesländer-Vergleich
Im Bundesländer-Vergleich gab es den stärksten Rückgang in Tirol (- 36,5 Prozent), gefolgt von Salzburg und Vorarlberg. Auch die industriell starken Bundesländer Oberösterreich und Steiermark verzeichnen deutlich zweistellige Rückgänge. Am geringsten ist der Insolvenzrückgang in den östlichen Bundesländern, auch Kärnten weist "nur" einstellige Rückgänge auf.
Nach Branchen betrachtet gibt es nichts Neues. Insbesondere der Bau, das Gastgewerbe und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Berater, Makler, etc.) waren von Pleiten betroffen.
Zinstief
Der Rückgang ist laut Kreditschützer auch auf die historische niedrigen Zinsen zurückzuführen. "Denn das Zinsniveau ist einer der stärksten Faktoren für die Insolvenzentwicklung: Bereits hoch verschuldete Unternehmen werden bei steigenden Zinsen ganz besonders hart getroffen und streng geprüft", gibt KSV-Experte Hans-Georg Kantner zu bedenken.
Privatkonkurse
Im Privatbereich gab es 2127 Schuldenregulierungsverfahren im ersten Quartal, ein leichtes Plus gegenüber 2013. Der "echte" Privatschuldner - also Private, die nicht durch eine gescheiterte Selbstständigkeit in die Schuldenfalle geraten sind - hat im Schnitt 50.000 Euro Schulden. Je länger das Problem vor sich hergeschoben wird, desto größer wird es. "Eine Verdoppelung über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ist dabei die Regel", so Kantner.
Grundsätzlich sieht der KSV in der Zunahme an Verfahren ein positives Zeichen, denn jede Schuldenregulierung bedeute, dass ein Mensch seine Schulden „bei den Hörndeln“ packt und über einen längeren Zeitraum zu regulieren suche. Während dieser Zeit gibt es keine Zinsen – das wäre beim gegenwärtigen Zinsniveau nicht so außergewöhnlich – es gibt auch keine Verzugszinsen oder andere Kosten des Gläubigers, die gezahlt werden müssten.
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