Rübenbauern befürchten Rüsselkäfer-Epidemie "biblischen Ausmaßes"

Rübenbauern befürchten Rüsselkäfer-Epidemie "biblischen Ausmaßes"
Wegen des Verbots bestimmter Neonicotinoide sei die gesamte Ernte in Gefahr. Kritik an Umweltschutz-NGOs.

"Es droht das Aus für den Anbau der Rüben und für die Produktion heimischen Zuckers." Diese Warnung hat am Montag Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger bekräftigt und einhergehend von der Politik konkrete Maßnahmen gefordert. "Rund ein Viertel der Anbaufläche ist mittlerweile von diesem Schädling betroffen bzw. teilweise zur Gänze zerstört", teilte die Hagelversicherung mit. Tendenz steigend.

"Die Politik hat der nicht faktenorientierten Angstkampagne gegen den Einsatz von Neonics in der Zuckerrübenpillierung von einigen NGOs nachgegeben", kritisierte Karpfinger gegenüber dem Agrarischen Informationszentrum aiz weiters. "Das Verbot wird nicht den Bienen zugutekommen, jedoch massive Probleme für die Rübenbauern und die Konsumenten bringen."

Das Neonic-Verbot senke die Wirtschaftlichkeit, so Bauernvertreter und Insektizid-Produzenten. Daher sei mit einem starken Sinken der Anbauflächen zu rechnen. Der Rübenbauer und niederösterreichische ÖVP-Bauernbundfunktionär Andreas Leidwein sprach gegenüber der APA "von einer Invasion biblischem Ausmaßes" und griff Umweltschutz-NGOs an.

"Es ist wie eine Epidemie"

Es gebe immer mehr Bauern, die eine Klage gegen Greenpeace und Global 2000 fordern, so Leidwein. Grund sei, dass diese Organisationen "lügen". Sie sagen, ein Zuckerrübenanbau ist auch ohne Neonics möglich. Das sehen die Bauern anders: "Das ist falsch, das ist ahnungslos. Die Leute werden angelogen - es ist wie eine Epidemie", sagt der Rübenbauer. "Die Umweltschutzorganisationen sollten für den Schaden aufkommen." Schließlich seien ihre Forderungen mit dem Neonic-Verbot erfüllt worden.

Den Rübenbauern entsteht laut Karpfinger durch das Neonic-Verbot ein Mehraufwand von durchschnittlich 400 Euro pro Hektar. "Wer eine heimische Rübenproduktion aufrechterhalten will und zusätzliche Auflagen von uns verlangt, muss diese dann auch bezahlen. Ansonsten droht uns das Aus", sagte er in Richtung Politik.

ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger stimmte dem Verbot auf EU-Ebene vor wenigen Tagen zu. Sie lädt Handelsketten, Industrie, NGOs, Rübenbauern und Experten der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) zu einem Krisengipfel im Mai ein. "Wir werden einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog für heimischen Zucker erarbeiten. Somit können wir auf Neonicotinoide verzichten und unseren Bauern eine Überlebensperspektive erhalten", kündigte die Politikerin zuletzt an.

Gedanken an Ausstieg

Franz Sinabell, Agrarexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), sagte im "Mittagsjournal" des ORF-Radio Ö1, er "denke, dass sehr viele Rübenbauern sehr intensiv darüber nachdenken, aus der Zuckerrübenproduktion auszusteigen. Das ist ein Aspekt, der dazu führen könnte, dass weniger Zucker produziert wird. Ein zweiter Aspekt ist, dass durch das Verbot dieser Substanz stärkere Ernteausfälle zu erwarten sind. Und wir würden das als Konsumenten dann möglicherweise in Preisanstiegen auch zu spüren bekommen." Es gebe "Handlungsspielräume, aber die sind sehr aufwändig. Beispiele sind beispielsweise das Milchpaket, das die Milchbauern unterstützt hat, als der Quotenausstieg beschlossen worden worden."

Die Zuckerpreise sind derzeit auch ganz ohne hungriger Rüsselkäfer nach dem Aus der EU-Zuckerquote unter Druck.

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