Rocket Internet braucht Milliarden

Einen etwas ungewöhnlichen Ort wählte das deutsche Start-Up Rocket Internet (140 Beteiligungen, darunter Zalando) für seine erste Hauptversammlung. In einer Geschäftspassage in der Nähe des Berliner Bahnhofs Zoo gestern, Dienstag, folgten nur rund 50 Aktionäre den Ausführungen von Vorstandschef Oliver Samwer. Er bat sie um Zustimmung für weitere Kapitalzufuhren in Milliardenhöhe. Denn Ziel sei es, so Samwer, mit aggressivem Wachstum die größte Internetplattform außerhalb der USA und Chinas zu werden. Das Wachstum im Internet lasse auch nach 20 Jahren nicht nach: "Das ist erst der Anfang. Wir planen, weiterhin jährlich zehn neue Unternehmen an den Start zu bringen“, sagte Samwer.
Die Aktionäre ermächtigten dazu mit großer Mehrheit den Vorstand, bis 2020 bis zu 4,5 Mrd. Euro am Kapitalmarkt aufzunehmen. Konkret bat Rocket die Aktionäre um einen Vorratsbeschluss, mit dem das Grundkapital in einem oder mehreren Schritten um 41 Prozent aufgestockt werden könnte. Damit könnte Rocket zum derzeitigen Aktienkurs rund 2,5 Mrd. Euro einsammeln. Darüber hinaus stimmten die Anteilseigner auch der möglichen Ausgabe von Wandelanleihen über bis zu 2 Mrd. Euro mit einer Mehrheit von 89 Prozent zu. Die Erlaubnis gilt bis 2020.
Mit dem Börsengang im Vorjahr hatte Rocket bereits rund 1,5 Mrd. Euro eingenommen. Im Februar besorgte sich die Gesellschaft zusätzlich 590 Millionen durch die Ausgabe neuer Aktien. Der Bargeldbestand schrumpfte seit Jänner um 700 Millionen auf 1,3 Mrd. Euro. Der Wert der Unternehmensbeteiligungen stieg umgekehrt um 2,2 auf 4,8 Milliarden Euro.
Kritik
Auf die Kritik von Aktionären, dass die frühere Tochter Zalando Rocket den Rang ablaufe, reagierte Samwer gelassen: Jedes Geschäftsmodell benötige seine Zeit. Die Aktie des mittlerweile profitablen Online-Modehändlers Zalando ist im Mittelwerteindex MDax notiert.
Rocket ist nach eigenen Angaben in 110 Ländern aktiv. Nur 17,3 Prozent der Aktien sind frei handelbar, der Rest liegt in den Händen von festen Investoren. Eine Dividende ist bis auf weiteres keine geplant. Die Aktie verlor bis zu vier Prozent auf 37 Euro nach und blieb damit unter dem Ausgabekurs von 42,50 Euro. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) stellte sich aber hinter Samwers Strategie. Die Aktionäre hätten Rocket einen Vertrauensvorschuss gegeben. Jeder, der die Papiere gekauft habe, müsse sich der Risiken bewusst sein.
Kommentare