RH-Kritik an Verstaatlichung der Kommunalkredit

Als der Staat im Spätherbst 2008 die alte Kommunalkredit vor drohender Zahlungsunfähigkeit retten musste, geschah das ohne große Analysen und Dokumentationen. Das hat der Rechnungshof (RH) nun bemängelt. Zudem bezweifelt der Rechnungshof, dass eine Pleite der Bank die damalige Mehrheitseigentümerin ÖVAG (Volksbanken AG) umgebracht hätte. Die Prüfer vermissten vom Bund Argumente, warum man die Kommunalkredit alt unbedingt fortführen musste.
Die Rettungsverhandlungen liefen in der letzten Oktoberwoche des Jahres 2008, am 3. November 2008 wurden die Vorverträge zur Notverstaatlichung unterzeichnet. Allerdings: Die an den Verhandlungen zur Rettung auf Seiten des Bundes federführenden Behörden ( Finanzministerium, Finanzprokuratur) legten laut RH keine Akten über die Verhandlungen und zum Vertragsabschluss an. Argumentiert wurde das mit dem hohen Zeitdruck. Es lagen dann, so der RH, nur teilweise im Nachhinein verfasste Gesprächsprotokolle und "vereinzelte" Aktenvermerke vor. "Zeitnah verfasste Dokumentationen fehlten", kritisierten die Prüfer. "Dies erschwerte das Nachvollziehen der Vorgänge und insbesondere der Entscheidungsgründe für die getroffenen und mit hohen finanziellen Auswirkungen verbundenen Maßnahmen."
Dem Rechnungshof fehlten somit "ernsthafte und nachvollziehbare" Erwägungen seitens des Finanzministeriums über mögliche Alternativen zum finanziellen Engagement des Bundes. Diskutiert worden sei bloß über die Bedingungen der Anteilsübernahme, kaum hinterfragt worden sei der Einstieg des Bundes in die Kommunalkredit alt selbst.
Zur Zeit der Rettungsentscheidung bzw. zum Anteilserwerb lagen laut RH "keine fundierten volkswirtschaftlichen Analysen vor, aus denen die Notwendigkeit des Weiterbestehens der Kommunalkredit alt hervorging". "Zudem", so der Rechnungshof weiter, "hätte laut den vorliegenden Unterlagen eine allfällige Insolvenz der Kommunalkredit alt die Existenz der Volksbanken AG nicht gefährdet."
ÖVAG
In den Augen des Rechnungshofs hätte eine allfällige Insolvenz der Kommunalkredit alt die Situation der ÖVAG "zwar erschwert, ihre Existenz selbst" offenbar nicht gefährdet. " Im übrigen hätten aufgrund der Übernahme durch den Bund (um 1 Euro für jeden der zwei Aktionäre ÖVAG und
Dexia) ohnedies der ganze Buchwert abgeschrieben werden müssen. Der Rechnungshof war auch der Ansicht, dass eine Finanzspritze, die einer Konzernmutter direkt zufließe, für diese wirksamer sei, als wenn sie einer Tochter gewährt werde, die ihr nur zu 51 Prozent gehöre.
Das Finanzministerium hielt dazu fest, dass diese Rechnungshof-Feststellungen von der Überlegung eines Konkurses der Kommunalkredit alt und diesfalls der Stützung der ÖVAG ausgingen. Diese Ansicht "verkenne die Auswirkungen auf Ebene der Kommunalkredit alt selbst, die Aspekte der Finanzmarktstabilität, die Auswirkungen auf andere österreichische Kreditinstitute und die Kredit- und Einlagenbeziehungen der Kommunalkredit zu anderen Banken".
Weitere Verluste zu erwarten
In seinem am Montag veröffentlichten Bericht geht der Rechnungshof weiters davon aus, dass die KA Finanz - also die nach der Kommunalkredit-Spaltung entstandene staatliche "Bad Bank" - "noch einige Jahre auf Maßnahmen aus dem Bankenpaket angewiesen sein wird." Die KA Finanz ist die Abbaubank, die auf Milliarden Anleihebeständen und Credit Default Swaps von Euro-Krisenstaaten sitzt.
Im Bereich der Credit-Default-Geschäfte sei bei weiterem ungünstigen Verlauf der europäischen Staatsschuldenkrise mit signifikanten Verlusten der KA Finanz zu rechnen, heißt es im Bericht. Der Prüfungszeitraum für den aktuellen RH-Report endete allerdings schon im Juni 2010. Damit war der Milliardenverlust aus dem Griechenland-Schuldenschnitt vom Frühjahr 2012 samt nötiger staatlicher Rekapitalisierung der KA Finanz noch nicht erfasst. Dazwischen musste heuer im übrigen auch die ÖVAG selbst durch Staatseinstieg gerettet werden.
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