Rezession in Deutschland immer wahrscheinlicher
Ökonomen sorgen sich immermehr um eine konjunkturelle Talfahrt in Deutschland. Für das zweite, dritte und vierte Quartal 2022 erwarten 179 vom ZEW‐Institut befragte Finanzmarktexperten im Mittel zwar ein Wirtschaftswachstum von je 0,2 Prozent, wie die Mannheimer
Forscher am Freitag mitteilten. Mit 30 Prozent Wahrscheinlichkeit rechneten die Fachleute allerdings damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im abgelaufenen zweiten Quartal gesunken sein dürfte.
Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft im aktuellen Sommer‐Quartal schrumpft, taxieren die Experten demnach sogar auf 50 Prozent. „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland klar zunimmt, ist diese zumindest aktuell nicht das Hauptszenario, mit dem die Befragten rechnen“, sagte ZEW‐Wissenschaftler Thibault Cézanne.
Am stärksten negativ wirken sich steigende Inflation, Rohstoffknappheit und unterbrochene Lieferketten auf die Wachstumsprognose der Befragten aus. Sie trauen der deutschen Wirtschaft für das Gesamtjahr 2022 lediglich ein moderates Wachstum von 1,5 Prozent zu.
Für das kommende Jahr rechnen die Fachleute ebenfalls nur noch mit einem Anziehen der Konjunktur um 1,5 Prozent ‐ im April hatten sie noch ein Plus von 2,5 Prozent veranschlagt. Demnach dürfte es 2024 dann um 2,0 Prozent für die deutsche Wirtschaft nach oben gehen. Die Prognose vieler Ökonomen und Verbände steht und fällt derzeit mit der Frage, ob Russland den Gashahn zudreht und Deutschland damit erheblichen konjunkturellen Schaden erleiden würde.
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