Rezeptfreie Medikamente im Versand deutlich günstiger

Verschiedenfarbige Pillen und Kapseln liegen dicht aneinander.
Der österreichische Markt wird bislang von vier europäischen Versandapotheken beliefert.

Rezeptfreie Medikamente kosten im Versand um bis zu 50 Prozent weniger als in der Apotheke. Zu diesem Ergebnis kommt die Preisvergleichs-Plattform Medikamentenpreise.at, die 3.000 rezeptfrei erhältliche österreichische Medikamente verglichen hat.

Dort können die Preise von acht deutschen, tschechischen, niederländischen und slowakischen Versandapotheken, die den österreichischen Markt beliefern, mit dem - meist einheitlichen - Preis der lokalen Apotheken verglichen werden, informieren die Anbieter der Website am Mittwoch in einer Aussendung.

Der Markt für rezeptfreie Arzneimittel ist den Angaben zufolge 500 Millionen Euro im Jahr schwer. Da wollen freilich auch andere mitschneiden. Derzeit ist der Online-Medikamentenhandel in Österreich verboten. Die Apothekenkammer argumentiert mit Sicherheitsbedenken und der Gefahr eines unkontrollierten höheren Arzneimittelgebrauchs.

Eine Tabelle vergleicht die Preise von Medikamenten in verschiedenen Online-Apotheken.

Die Freigabe des Versandhandels von in Österreich zugelassenen rezeptfreien Medikamenten dürfte den Markt neu aufmischen. Erwartet wird, dass 2015 neue, große Anbieter in den Arzneimittel-Markt drängen werden.

Neben den beiden Drogerieketten dm und Bipa, die mit ihren Kooperationspartnern "Zur Rose" und "mycare" bereits jetzt gut positioniert sind, sollen sich auch Lebensmittelhändler bereits in Stellung bringen. Lidl Deutschland verlinkt seine Homepage bereits seit einigen Jahren mit dem Pillenversender Apo-Discounter, und könnte sein Angebot auch auf Österreich ausweiten. Diskonter Hofer soll ebenfalls mit Kooperationen liebäugeln. Offiziell halten sich beide bedeckt.

Auch Kaffeeröster Tchibo warf sich schon die eine oder andere Pille ein und kooperierte bei Aktionen mit Versandapotheken. Kunden in Deutschland konnten etwa vergangenen Herbst über die Tchibo-Webseite bei der Versandapotheke Besamex mehr als 200 Gesundheitsartikel um bis zu 55 Prozent billiger einkaufen. So kostete die 24-er Packung Grippostad-C in der Aktionswoche nur 5,19 Euro statt 9,95 Euro.

Der Schweizer Versandriese Zur Rose, der im Vorjahr die beiden deutschen Mitbewerber DocMorris und VfG schluckte, will gemeinsam mit dm auch in Österreich weiter expandieren. "Wir werden die Marktbearbeitung weiterhin offensiv angehen", kündigt eine Firmensprecherin im Hinblick auf die Freigabe des Versandhandels an. Geliefert werde aber weiterhin aus Deutschland und den Niederlanden. Eine exakte Kundenzahl wird nicht verraten, laut dm gibt es mehr als 100.000 Versandkunden in Österreich.

Preisschlachten

Während stationäre Apotheken auf Preis-Wettbewerb verzichten, tobt im Internet ein harter Preiskampf. In Deutschland sind Versandapotheken seit 2004 zugelassen. Im wesentlichen matchen sich zehn große Anbieter um die Versandkunden, alle haben Kassenverträge abgeschlossen. Ihr Marktanteil am gesamten Arzneimittelmarkt beträgt rund drei Prozent. Das befürchtete große Apothekersterben ist bisher ausgeblieben, die Preisschlachten im Internet blieben dennoch nicht ohne Folgen. Die Umsätze schrumpfen, die Folge sind Pleiten – wie etwa Sanicare – und Fusionen.

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