Republik: Geld ausborgen so günstig wie noch nie

Zum elitären Klub jener Länder, denen die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bestnote AAA verleiht, gehört Österreich zwar nicht mehr. Dafür gehört Österreich seit Wochenbeginn einem anderen Elite-Klub an, der für die Steuerzahler um vieles bedeutender ist: Bei Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit rutschte die Rendite (Kuponverzinsung im Verhältnis zum Kurs der Anleihe) erstmals ins Minus. Aus dem Finanzchinesischen übersetzt heißt das: Die Investoren legen sogar noch Geld drauf, um Kapital sicher beim österreichischen Bund zu parken.
Am Dienstag gab es bei heimischen Staatsanleihen den nächsten Rekord: Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel erstmals unter die Marke von 1,9 Prozent. Mit exakt 1,893 Prozent kann sich der Bund für zehn Jahre so billig wie noch nie verschulden. Zudem war der Zinsabstand zu Deutschland noch nie so klein wie jetzt.
Martha Oberndorfer, Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, die für die Ausgabe von Staatsanleihen zuständig ist, darf sich freuen, dass die Republik einen derart guten Ruf hat. Finanzministerin Maria Fekter dazu: "Das freut mich, dass die Anleger Österreich als risikolos sehen. Wir sind ein sicherer Hafen."
Hunderte Millionen

Und die Steuerzahler dürfen sich mitfreuen: Durch die aktuelle Zinsentwicklung wird sich der Bund heuer Hunderte Millionen Euro an Zinszahlungen ersparen. Im Vorjahr lagen die Ausgaben für Zinsen bei rund 7,8 Milliarden Euro. Ohne diese Summe hätte Österreich so gut wie kein Budgetdefizit gehabt.
Seit Dienstag hat der Klub jener, die beim Geldausborgen auch noch Geld verdienen, weitere Mitglieder. Die Rendite neuer belgischer Papiere mit einer Laufzeit von drei Monaten lag mit 0,016 Prozent im Minus. Bei Sechs-Monats-Anleihen, mit denen der Rettungsfonds EFSF 1,49 Milliarden Euro einsammelte, lag die Rendite ebenfalls im Minus – bei 0,0113 Prozent.
Spanien ist von solchen Zahlen meilenweit entfernt. Für neue Anleihen mit zwölf Monaten Laufzeit musste das Land am Dienstag 3,92 Prozent Zinsen zahlen, für Papiere mit 18 Monaten Laufzeit 4,24 Prozent. Diese Werte waren zwar weniger als bei der Ausgabe von Anleihen im Juni, markierten aber trotzdem den zweithöchsten Stand seit Jahresbeginn.
Am Freitag um 12 Uhr werden die Finanzminister der Eurozone über das Hilfsprogramm für Spanien beraten. Wie berichtet, wurden Spanien Hilfskredite von bis zu 100 Milliarden Euro zugesagt, damit das Land seine wankenden Banken stützen kann.
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