Rekordzinsen trotz Berlusconis Abgang

Rekordzinsen trotz Berlusconis Abgang
Bei der Platzierung von Staatsanleihen mit fünf Jahren Laufzeit musste Italien über sechs Prozent Zinsen zahlen - das ist Rekord.

Trotz des politischen Neustarts in Italien verlangen die Investoren Rekordzinsen für Staatsanleihen des klammen Mittelmeerlandes. Kurz nachdem der frühere EU-Kommissar Mario Monti die Regierungsarbeit in Rom übernommen hatte, platzierte das Land am Montag fünfjährige Bonds im angestrebten Volumen von drei Milliarden Euro. Dafür wurde eine happige Rendite von 6,29 Prozent fällig. Derart teuer war der Schuldendienst für italienische Anleihen dieser Laufzeit seit Einführung des Euro noch nicht.

Der Euro legte nach der Emission nur kurzzeitig zu und bröckelte danach wieder. Dahinter stand ein Wechselbad der Gefühle: An den Märkten überwog zunächst die Erleichterung darüber, dass Italien die Anleihen im gewünschten Umfang an den Investor gebracht hatte. Mit dem Volumen von drei Mrd. Euro wurde sogar das obere Ende der angestrebten Zielmarke für die 1,46-fach überzeichnete Emission erreicht. Danach beschlich die Investoren jedoch wieder die Sorge, dass die Refinanzierungskosten für das Land zu hoch werden könnten. In der Folge zogen die Renditen für zehnjährige Anleihen wieder an - auf 6,6 Prozent.

EZB stützt

Dabei kommt dem Land bereits seit Monaten die Europäische Zentralbank (EZB) zur Hilfe: Mit Käufen von Anleihen von Euro-Problemstaaten stützt die EZB die Märkte und drückt de facto die Zinskosten der ins Visier der Anleger geratenen Länder. Händlern zufolge griff die Zentralbank auch am Montag mit Käufen italienischer Bonds wieder am Sekundärmarkt zu.

Wegen wachsender Zweifel an der Reformpolitik war Italien zuletzt verstärkt ins Visier der Finanzmärkte geraten. Das Land will unter dem neuen Ministerpräsidenten und ausgewiesenen Finanzfachmann Monti einen politischen Neuanfang nach der Ära Berlusconi wagen.

Die EU-Kommission hält die hohen Bondzinsen Italiens zumindest kurzfristig für kein größeres Problem. Sollten die Investoren jedoch nicht in den kommenden Monaten mehr Vertrauen in Italien fassen, könnten die hohen Zinskosten das Mittelmeerland teuer zu stehen kommen und das Wachstum nachhaltig ausbremsen. Nach Berechnungen der EU-Kommission erhöht ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt die Staatsausgaben in Italien um 0,2 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare