Reizfigur Ackermann geht mit gemischter Bilanz

Zehn Jahre lang war Josef Ackermann, 63, Chef der Deutschen Bank, des Flaggschiffs der deutschen Wirtschaft. Am Donnerstag übergibt er es – relativ formlos – an langjährige Mitarbeiter: den Deutschen Jürgen Fitschen und den Inder Anshu Jain. Der Schweizer Ackermann hat die internationalste deutsche Bank durch die schwersten der letzten 50 Jahre geführt, war aber als Branchenprimus umstrittener als seine Vorgänger.
Umstritten
Als Ackermann die Zwillingstürme in Frankfurt übernahm, bestand die Gefahr, dass US- Banken das wichtigste deutsche Geldhaus wegen des unterbewerteten Aktienkurses kapern. Um das zu verhindern, stemmte Ackermann den Kurs massiv hoch und rief dazu das heute als aberwitzig geltende Renditeziel von 25 Prozent pro Jahr aus. Dafür forcierte er vor allem das sogenannte Investmentbanking. Es wurde bald zum Gegenteil der Bezeichnung: Nicht langfristiges Investieren in die Industrie, wie es die Bank als Spitzenhaus des deutschen Kapitalismus einst groß gemacht hatte, sondern riskantes Spekulieren mit immer neuen Derivaten. Der sogenannte Eigenhandel wurde unter der Regie von Ackermanns Nachfolger Anshu Jain zur Geldmaschine. Zeitweise war ein Drittel der Stamm-Mannschaft mehr in London als in Frankfurt und das nicht nur wegen der dort viel niedrigeren Steuern für ihre Boni.
Durch den Sturm der Finanzkrise, die auch Ackermann unterschätzte, kam das Haus aber fast unbeschädigt. Die letzten Jahre vernachlässigte Ackermann aber dessen operative Leitung und sonnte sich sichtlich im Glanz vieler Branchen-Mandate und der Kanzlerin-Beratung. Der DB-Aktienkurs sank unter ihm trotzdem nur um ein Drittel – viel weniger als bei der Konkurrenz.
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