Reallöhne: Verluste werden zur Norm
Um kümmerliche 0,1 Prozent wachsen Österreichs Reallöhne in diesem Jahr. Und das ist im EU-Vergleich noch erfreulich: In 12 der 28 Mitgliedsstaaten droht den Arbeitnehmern heuer gar ein Verlust der Kaufkraft, wie aus dem Europäischen Tarifbericht des deutschen, gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) hervorgeht.
"Sinkende reale Arbeitseinkommen waren lange Jahre ein deutsches Phänomen", so das Institut. "Inzwischen hat der Negativ-Trend jedoch einen großen Teil Europas erfasst." 2012 habe es sogar in 20 EU-Staaten Reallohnverluste gegeben.
2013 sind im EU-Schnitt die Löhne nach Abzug der Inflation um 0,2 Prozent gestiegen. Deutschland gehört mit einem Plus von 0,6 Prozent inzwischen wieder zu den Ländern mit einem merklichen Kaufkraftgewinn. Den größten Reallohnzuwachs mit 2,4 Prozent verzeichnet heuer Portugal - trotz Wirtschaftskrise.
Die üblichen Verlierer
Im vergangenen Jahrzehnt zählte Österreich zu den Ländern, deren Reallöhne am wenigsten stark zugelegt haben. Zwischen 2001 und 2009 stiegen die heimischen Löhne nur um 5,0 Prozent, also um weniger als 1,0 Prozent jährlich. Nur in Luxemburg und Deutschland war die Entwicklung schlechter (siehe Grafik unten), bei den deutschen Nachbarn sanken die Reallöhne in dem Zeitraum sogar um 6,2 Prozent. Zum Vergleich: In 20 der 28 Länder legten die inflationsbereinigten Löhne von 2001 auf 2009 zweistellig zu.
Seit 2010 zeigt die Lohnentwicklung in Europa ein vollkommen neues Muster, in dem Reallohnverluste zum dominierenden Trend werden. Unter Einbeziehung der Prognosedaten der Europäischen Kommission ist die Reallohnentwicklung im Zeitraum 2010 bis 2013 in 18 von 28 EU-Staaten rückläufig.
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