Ratingagentur stuft Kreditwürdigkeit der Türkei ab

Wer steckt hinter den drei großen Agenturen? Standard & Poor´s ist Teil des Gemischtwarenladens McGraw-Hill - ein börsennotierter Medienkonzern, der unter anderem Schulbücher verlegt. An McGraw-Hill wiederum sind große Investmentfonds beteiligt sowie Unternehmenschef Harold McGraw. In diesem Jahr soll der US-Konzern aufgespalten werden in eine Bildungs- und eine Finanzmarktsparte, zu der dann auch S&P gehört.
Am türkischen Finanzmarkt erhöhten sich am Mittwoch die Renditen für Staatsanleihen des Landes spürbar.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit der Türkei tiefer in den sogenannten Ramschbereich herabgestuft. Wie die Bonitätsprüfer in der Nacht auf Mittwoch mitteilten, sinkt die Ratingnote um eine Stufe auf "BB-". Das ist die dritthöchste Note im Ramsch- oder Junkbereich, mit dem Ratingagenturen riskante Anlagen kennzeichnen.

Der Ausblick ist stabil, es droht damit zunächst keine weitere Abstufung.

Am türkischen Finanzmarkt erhöhten sich am Mittwoch die Renditen für Staatsanleihen des Landes spürbar. Besonders deutlich stiegen die Risikoaufschläge für Staatsanleihen, die in US-Dollar begeben wurden. In einer Erklärung warnte S&P vor einer unausgewogenen und kreditgetriebenen Wirtschaftsentwicklung mit Überhitzungstendenzen. Letztere seien vor allem Folge einer "Überstimulierung" der Wirtschaft durch Konjunkturmaßnahmen der Regierung.

Ein Risiko wird in dem hohen Leistungsbilanzdefizit des Landes vermutet. Zudem werden die steigenden Haushaltsdefizite kritisiert. Eine Gefahr sei auch die hohe Inflation. Als ein weiteres Risiko wird die seit langem abwertende und stark schwankende Landeswährung Lira gesehen. Sie erschwere es dem Privatsektor, seine oftmals in ausländischer Währung aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen. Kritisiert wird schließlich auch das als zunehmend zentralisiert beschriebene Regierungssystem der Türkei.

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