Ratingagentur entzieht EU die Bestnote

Eine Euro-Skulptur vor einer Reihe von EU-Flaggen.
Weil der Zusammenhalt der EU-Mitgliedsländer abgenommen habe, sinke auch die Kreditwürdigkeit.

Standard & Poor's hat der Europäischen Union ihre Spitzenbewertung entzogen. Das Langfrist-Rating wurde auf "AA+" von "AAA" gesenkt. "Unserer Meinung nach hat die Kreditwürdigkeit der jetzt 28 EU-Mitgliedstaaten insgesamt abgenommen." Dabei spiele eine Rolle, dass der Zusammenhalt der EU-Mitgliedsländer abgenommen habe.

EU-Haushalt wackelt

Das zeige sich in den Spannungen bei den jüngsten Verhandlungen über den EU-Haushalt. Diese signalisierten steigende Risiken, dass die EU in einigen Mitgliedstaaten an Rückhalt verlieren könnte. Ein paar Staaten hätten die Verabschiedung des Budgets zumindest zeitweise blockiert. "Wir halten es für möglich, dass die Verhandlungen vorzeitig wieder aufgenommen werden müssen", schrieben die Fachleute. Die EU hatte sich im Sommer nach monatelangem Streit auf einen Finanzrahmen bis 2020 geeinigt.

Kleiner Spieler am Anleihemarkt

Auf die EU hat eine Herabstufung keine so große Auswirkung, wie auf einzelne Staaten, da sie größtenteils von ihren Mitgliedern finanziert wird. Daher gehört die Union zu den kleinen Spielern am Anleihemarkt. Derzeit sind nach S&P-Berechnungen Anleihen im Volumen von 56 Milliarden Euro in Umlauf. Das Geld wurde überwiegend für Irland und Portugal benötigt. Auch einige Programme wie die Europäische Atomgemeinschaft laufen über Kredite des Staatenverbunds.

Ausblick stabil

Der Entscheidung vorausgegangen war in den vergangenen Monaten eine Herabstufung der Ratings von Frankreich, Italien, Spanien, Malta, Slowenien, Zypern und den Niederlanden. Die Gefahr, dass das Rating der EU bald wieder gesenkt werde, sei aber gering, befand S&P: Den Ausblick beurteilen sie als stabil. Österreich verlor bereits im Jänner 2012 das Triple-A bei S&P, wird aber seit Jänner 2013 mit stabilem Ausblick geführt, was darauf hinweist, dass in naher Zukunft keine Veränderung zu erwarten ist, weder nach oben noch nach unten.

Der Verlust des Triple-A-Ratings der EU durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zeigt, dass die Verschuldungskrise noch nicht vorbei ist, so der Chefanalyst der Erste Group, Friedrich Mostböck. Die Abstufung sei zumindest insofern gerechtfertigt, als auch die USA bereits ihr Triple-A verloren hätten und beide Volkswirtschaften die Last einer hohen Staatsverschuldung tragen müssten.

"Die Ratingagenturen sollten sehr neutral und unabhängig an ihre Tätigkeiten herangehen. Das tun sie offensichtlich in letzter Zeit", sagte Mostböck am Freitag.

Mostböck: "Wir leben in einem fragilen Umfeld"

"Bei allen netten und schönen Aktienperformances, wir leben in einem fragilen Umfeld und es wird wahrscheinlich volatil bleiben", so Mostböck. Es werde ganz sicher weiterhin Phasen geben, wo neue Teilkrisen die Aktienmärkte herausfordern und dirigieren werden.

Bei der Bekämpfung der Schuldenkrise befänden sich die Staaten in einem "Teufelskreis", meinte Mostböck. "Es gibt keine klaren Lösungen, um aus der Krise herauszukommen". Es gebe Zielkonflikte zwischen einzelnen möglichen Maßnahmen, Standardlösungen gebe es keine. Es werde weiter gespart werden müssen, wodurch die Wirtschaft nur moderat wachsen werde. "Die Defizite werden sicher nicht so schnell reduziert werden können", betonte Mostböck.

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