Raiffeisen: RBI und RZB fusionieren

Das Spitzeninstitut des Raiffeisen-Bankensektors, die RZB, wird mit ihrer Osteuropa-Tochter Raiffeisenbank International (RBI) verschmolzen. Das haben die Vorstände und Aufsichtsräte der beiden Banken "im Grundsatz" beschlossen - formal wird der Deal erst im Jänner 2017 von den Eigentümern in der Hauptversammlung abgesegnet. Ziel sind die Stärkung des Eigenkapitals und mehr Transparenz.
Derzeit hat die RBI mit 12,2 Prozent einen komfortablen Kapitalpolster, die RZB als Muttergesellschaft, der 60 Prozent der RBI gehören, aber mit 10,6 Prozent zu wenig. Das neue fusionierte Institut hat rechnerisch ein Kernkapital von 11,3 Prozent und soll bis Ende 2017 wieder über 12 Prozent kommen, sagten die Bankenchefs Walter Rothensteiner (RZB) und Karl Sevelda (RBI) am Donnerstag vor der Presse. Der große Vorteil der Fusion in diesem Zusammenhang: Die RZB kann sich derzeit einen Teil des RBI-Kapitals nicht anrechnen lassen, weil ihre voll konsolidierte Tochter RBI teilweise an der Börse notiert. Der RZB werden etwa 0,8 Prozentpunkte an Kapital nicht angerechnet. Durch die Fusion entfällt dieser Abzug "nach Minderheiten" - die fusionierte Bank hat also alleine aus diesem Titel um 0,8 Prozentpunkte mehr Kernkapital als die RZB Holding derzeit. Je höher das Eigenkapital der fusionierten Bank, desto stärker der Effekt.
Bei der letzten Fusion war diese Anrechnung der Minderheiten noch nicht absehbar, sagte Rothensteiner heute - sonst hätte man wohl über die Struktur anders nachgedacht. Auch Sevelda verwies darauf, dass die Kapitalanforderungen immer schärfer werden. Als er Mitte 2013 den Job an der Spitze der RBI übernahm, habe ihm die Aufsicht noch nahegelegt, das Eigenkapital über 10 Prozent zu heben. Nun sind über 12 Prozent das Ziel.
Name steht noch nicht fest
Die RBI neu - der Name steht ebenso wenig fest wie die Person, die das Institut führen soll, auch wenn der RLB-Oberösterreich-Chef Heinrich Schaller als Favorit gilt - setzt auf die gleichen strategischen Ziele wie die RBI bisher, versicherte Sevelda. Ziel ist ein deutliches Wachstum in den EU-Ländern Osteuropas, insbesondere nannte er Tschechien, Ungarn und die Slowakei, danach auch Bulgarien und Rumänien. Aus Russland und der Ukraine werde man sich keinesfalls zurückziehen. Im Moment laufe das Geschäft dort "hervorragend".
Wachstum erhofft sich Sevelda auch dadurch, dass im Rahmen der Fusion RZB-Beteiligungen wie die Bausparkasse, die Raiffeisen KAG oder die Leasing-Tochter integriert werden und die RBI deren Produkte noch besser als bisher in Zentral- und Osteuropa (CEE) vertreiben könne. So habe die RBI zwar in Tschechien 600.000 Bausparkassenkunden, aber das Potenzial sei sicher noch nicht ausgeschöpft.
Auch die regionale Bereinigung - vom Verkauf der Polbank bis zur Reduktion des Geschäfts in Asien und den USA geht unverändert weiter.
Bedarf nach Strukturreformen allen klar
Die Fusion von RZB und RBI wird wohl nicht die letzte Veränderung im Raiffeisen-Bankensektor gewesen sein. Unmittelbar steht aber keine weitere Fusion bevor, versicherte RZB-Chef Walter Rothensteiner am Donnerstag vor der Presse. Es gebe zwar sowohl Spekulationen als auch Gedankenspiele zu einer großen Konsolidierung, aber die aktuelle Fusion sei die einzige, die derzeit konkret geprüft werde.
"Fakt ist aber auch, dass der Sektor enger zusammenrücken wird", ergänzte Rothensteiner. Dabei gehe es wohl insbesondere um Kooperationen und Aufgabenteilung, denn "nicht jeder muss alles machen" und es müsse nicht alles in Wien gemacht werden. Auch wenn es da derzeit "nichts zu verkünden" gebe, "alle Landesbanken wissen, dass das Kosten- und Kapitalthema da ist". Der Kunde in der einzelnen Raiffeisenbank werde wohl kaum etwas von der Fusion merken, sagte RBI-Chef Karl Sevelda.
Geringe Synergieeffekte
Die Fusion von RZB und RBI selber werde nur geringe Synergieeffekte auslösen, erwartet Rothensteiner. Denn die RZB habe lediglich 220 Mitarbeiter, von denen "geschätzt" 140 schon jetzt für die RBI arbeiten. Die RBI wiederum hat 54.000 Mitarbeiter. Wenn am Ende des Tages zehn oder 20 Posten wegfallen sollten "dann fallen sie weg". Da Kredite ab einer gewissen Höhe in beiden Vorständen beschlossen werden mussten, könne es zu gewissen Vereinfachungen kommen. Man spreche aber nicht von einem "Mega-Merger". Das Geschäft der RZB werde am künftigen fusionierten Institut nur 17 Prozent zur Bilanzsumme und nur 10 Prozent zu den risikogewichteten Aktiva bzw. dem Gewinn beitragen.
Dafür werde die Fusion die Transparenz erhöhen. In Wahrheit sei der offiziell dreistufige Raiffeisen-Bankensektor durch die Einbeziehung der RBI ja vierstufig gewesen - nun werde wieder auf drei Stufen reduziert, sagte RBI-Chef Karl Sevelda. Da die RZB ihre Töchter in die Fusion einbringt, wird der Kapitalanteil der derzeitigen RZB-Aktionäre höher liegen, als die Beteiligung der RZB an der RBI jetzt. Während die RBI jetzt 60,8 Prozent an der RBI hält, werden die RZB-Aktionäre künftig 64,3 bis 65,4 Prozent am fusionierten Institut halten. Der Streubesitz verringert sich also von 39,2 Prozent auf 34,6 bis 35,7 Prozent. Die genaue Aufteilung hängt noch an der endgültigen Bewertung der Beteiligungen, darunter im Besonderen auch am Verkaufserlös der Polbank. Man wolle die endgültigen Verhältnisse möglichst kurz vor den entscheidenden Hauptversammlungen festlegen. Diese sind für den 23. und 24. Jänner 2017 geplant.
Wachstumspotenzial durch Fusion
Sevelda und Rothensteiner gehen davon aus, dass auch der Börsen-Streubesitz der Fusion zustimmen wird, auch wenn ihre Anteile verwässert werden. Denn die Bank eröffne sich mit der Fusion Wachstumspotenzial und die schädlichen Minderheitenabzüge beim Eigenkapital fallen weg. "Möglich ist alles, wahrscheinlich ist es nicht", so Rothensteiner zur Frage, ob der Streubesitz die Fusion ablehnen könnte. Rein formal ginge das, denn die Hauptversammlung im Jänner soll mit 75 Prozent-Mehrheit entscheiden und der Streubesitz der RBI macht 39,2 Prozent aus. Die Aktie habe heute nach Ankündigung der Fusion zugelegt, beunruhigt scheinen die Börsianer also nicht zu sein, merkte Sevelda an.
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