Privatisierung griechischer Flughäfen: Ein Riesen-Flop?

Der Flughafen von Chania (Kreta) soll an die deutsche Fraport gehen.
Bürokratie verzögert die Verkäufe, Investoren halten sich zurück.

Schlange stehen beim Check-in bis weit hinaus vor die Abflughalle, keine Lautsprecheranlagen, stundenlange Verspätungen. Das ist kein ungewöhnlicher Zustand auf den Flughäfen der griechischen Inseln, berichten Urlauber. Heuer war die Tourismussaison besonders stark. Die lokale Infrastruktur war entsprechend überlastet.

Insgesamt 14 Regionalflughäfen, etwa die auf Mykonos, Santorin und Kos, stehen seit 2011 auf der Privatisierungsliste des griechischen Staates. Der deutsche Flughafenbetreiber Fraport und die griechische Energiefirma Copelouzos (der fünf Prozent am Athener Flughafen gehören) kamen gemeinsam als Topanbieter ins Privatisierungsverfahren. Anfang des Jahres wurde die Privatisierung aber durch die Syriza-Regierung gestoppt. Jetzt kommt sie wieder in Gang. Bis Jahresende soll es Einnahmen von 1,4 Milliarden Euro geben. Für kommendes Jahr waren 3,7 und für 2017 weitere 1,3 Milliarden Euro geplant. Die Investoren zeigen sich aber zurückhaltend und Experten rechnen mit einem Flop des neuen-alten Privatisierungsplans.

Insgesamt 1,2 Milliarden Euro soll der Fraport-Deal dem griechischen Staat bringen. Es sei nicht mehr möglich, das Verfahren bis Ende des Jahres abzuschließen, sagt man in Frankfurt und signalisiert den Wunsch, den Privatisierungsvertrag neu zu verhandeln. Das heißt: Die erste eigene Privatisierungsfrist für heuer hat Athen bereits verpasst.

Teure Träume

Auch der Rest der Liste wird nicht leicht abzuarbeiten sein, meinen Experten. Insgesamt 23 Objekte aus der alten Liste stehen wieder darauf. Sie sollen dem Budget 50 Milliarden Euro einbringen – genauso viel, wie im ersten Anlauf von 2011 bis 2014 vorgesehen war. Allerdings hatte Griechenland damals gerade einmal 3,1 Milliarden erzielt.

"Die Privatisierung wird wegen der Bürokratie jahrelang dauern. Insbesondere Landareale haben keinen realen Marktwert und müssen erst entwickelt werden, bevor sie angeboten werden können", sagt Panos Tsakloglou, Wirtschaftsprofessor an der Athener Universität und früher Mitglied des Wirtschaftsrats der letzten Regierung der konservativen Partei Nea Dimokratia. Ein weiteres Problem sieht er im fehlenden umfassenden Grundbuch in Griechenland.

Gewerkschaften und Bürger stemmen sich gegen die Privatisierung. Sie wird als Ausverkauf kritisiert. Erst diesen Montag randalierten Mitglieder einer Anarchisten-Gruppe im Athener Büro der Privatisierungsagentur.

Es sei falsch, den Verkauf nur von der Seite der Geldeinnahmen zu betrachten, warnt Tsakloglou. "Man sollte sich auch die Investitionspläne der Firmen ansehen." Ein Beispiel: Fraport will 14 griechische Lokalflughäfen kaufen. Nicht alle erzielen Gewinne. Viele brauchen kräftige Geldspritzen für die Verbesserung der Infrastruktur, die sich der griechische Staat nicht leisten kann.

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