Positiv überrascht: Deutsche Wirtschaft für 2020 optimistisch

Aktueller Ifo-Index: Stimmung unter 9.000 befragten Managern ist auf dem höchstem Stand seit einem halben Jahr.

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hellt sich zum Jahresende auf. Der Index für das Ifo-Geschäftsklima kletterte im Dezember um 1,2 auf 96,3 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Das teilte das Münchner Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Managern mit.

Wichtig für Österreich

Die Botschaft ist auch für Österreich höchst relevant: Deutschland ist der mit Abstand größte Handelspartner für die heimischen Exportbetriebe. Die deutsche Industrie steckte zuletzt in einer hartnäckigen Rezession.

Während sich Österreichs Produktionssektor ungefähr ein Jahr lang davon entkoppeln konnte, hatte die deutsche Flaute zuletzt auch bei uns Spuren hinterlassen. Seit ungefähr Mitte 2019 hatte die Schwäche auch die heimischen Industriebetriebe voll erfasst.

Mehr Zuversicht

Die Aufhellung kommt nicht überraschend, das Ausmaß allerdings schon. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem Anstieg des Ifo-Index gerechnet, allerdings nur auf 95,5 Zähler.

"Die deutsche Wirtschaft geht zuversichtlicher ins neue Jahr", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Firmenchefs beurteilten ihre Aussichten und ihre Geschäftslage somit deutlich günstiger als zuletzt.

Als Gründe für den größeren Optimismus sehen die Ifo-Experten zuversichtlich stimmende Signale bei den globalen Krisenherden. Es gebe Anzeichen, dass sich der Handelskonflikt USA und China entspannt, das freue die deutschen Exporteure. Zudem habe der Ausgang der Wahl in Großbritannien mehr Klarheit über den Brexit geschaffen.

"Zwei Jahre Talfahrt beendet"

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

"Die deutschen Unternehmen hoffen darauf, dass das Jahr 2020 nach zwei Jahren mit kontinuierlich schwächer  werdender Konjunktur die Wende zum Besseren bringt", sagte Michael Holstein von der DZ Bank. Dennoch solle man nicht übersehen, dass der Geschäftsklimaindex immer noch nicht weit von seinem mehrjährigen Tief aus dem Herbst entfernt sei. "Für ein wirklich dynamischeres Wachstum gibt es noch keine Anzeichen. Immerhin:  Die fast zwei Jahre andauernde Talfahrt zumindest dürfte nun beendet sein.“

"Die deutschen Unternehmen freuen sich angesichts der langen Phase internationaler Unwägbarkeiten schon über kleine Lichtblicke", kommentierte Klaus Borger von KFW. In den Verhandlungen der EU mit dem Vereinigten Königreich über die Beziehungen nach dem Brexit würden sich noch "zahlreiche tiefe Gräben auftun". Das Risiko eines harten Brexit sei einstweilen nur auf Ende 2020 verschoben. "Der Weg zu einem echten Aufschwung ist noch weit.“

"Versöhnlicher Abschluss"

Einen "versöhnlichen Abschluss eines etwas verkorksten Jahres" sieht Uwe Burkert, Chefökonom der LBBW. Die Konjunktur insgesamt habe an Schwung verloren. Während die Dienstleister und der Bau nicht klagen können, hatte vor allem die Industrie gelitten. "Hoffen wir jetzt, dass mit der Entspannung in Sachen Brexit und Handelsstreit auch die Industriekonjunktur wieder Tritt fasst. Die letzten Zahlen waren diesbezüglich ja eher enttäuschend. Ermutigend immerhin, dass sich die Erwartungen recht deutlich verbessert haben.“

Kommentare