Polens Angst vor "Made in Poland"

Polnische Fans jubeln mit einer großen polnischen Flagge.
Firmen glauben nicht an eigenes Image. Es gibt jedoch auch umgekehrte Tendenzen.

Der polnische Unternehmerverband „Lewiatan“ schlägt Alarm. Denn die Europäische Kommission will eine neue Regelung durchsetzen, die bei Waren die Nennung das Herkunftslandes vorschreibt. Polnische Produkte wären dann mit einem „Made in Poland“ gekennzeichnet. Doch dies könnte viele Käufer in Westeuropa abschrecken.

Als Beispiel gilt die polnische Kosmetikfirma „Dr. Irena Eris“, die mittlerweile ihre Produkte in 40 Ländern vertreibt, Hauptabnehmer ist die USA. In Großbritannien erlitt das Unternehmen vor neun Jahren eine Schlappe, da die Produkte mit „Made in Poland“ eingeführt wurden und so die solvente Zielgruppe abschreckte.

„Polnische Produkte im gehobenen Bereich wirken einfach nicht glaubwürdig“

„Polnische Produkte im gehobenen Bereich wirken einfach nicht glaubwürdig“, so die Unternehmerin gegenüber polnischen Medien, die den gleichen Namen wie ihre Firma trägt. Um den Imageschaden im Ausland vorzubeugen, werden viele polnische Waren mit „Made in EU“ versehen, was nun in Zukunft verboten sein soll. Auch die boomenden Jacht-Hersteller Polens, die fast ausschließlich ins Ausland exportieren, produzieren polnische Schiffbauer Jachten im Auftrag westlicher Werften, die dann oft als deren „heimische“ Fabrikate verkauft werden. Ausnahme ist der Branchenführer „Delphia Yachts“, der offen und erfolgreich mit seiner polnischen Herkunft wirbt.

Misswirtschaft

Schließlich glänzt das Land an der Weichsel mit einem Bruttoinlandsprodukt, das in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent gewachsen ist. Doch wer in alten deutschsprachigen Wörterbüchern den Ausdruck „Polnische Wirtschaft“ nachschlägt, findet ihn noch als Umschreibung für „Misswirtschaft“.

Es gibt jedoch auch umgekehrte Tendenzen: um das patriotische Gefühl beim inländischen Käufer anzusprechen, wird vor allem in der Lebensmittel-Branche offensiv mit der polnischen Herkunft geworben.

Eine Gruppe polnischer Firmen hat nun die Initiative und Webseite „590 Gründe, polnische Produkte zu kaufen“ gegründet. Die Zahl bezieht sich dabei nicht auf die Anzahl der Argumente, sondern auf die Ziffer 590 am Anfang des Strichcodes, der die Herkunft Polen nachweist.

Kommentare