Plan B bei der Lehre

Eine Friseurin föhnt die Haare einer Kundin.
Investition in die Zukunft vieler Jugendlicher und rentabel für den Staat.

Punkto Jugendbeschäftigung gilt Österreicher als Vorzeigeland, was primär daran liegt, dass der Staat rechtzeitig eingesprungen ist, bevor die Jugendarbeitslosigkeit drastische Ausmaße annehmen konnte. 2008 wurde das Jugendbeschäftigungspaket von der Bundesregierung umgesetzt. Kern der damals vereinbarten Ausbildungsgarantie stellen die überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen dar, in denen alle Jugendlichen eine Lehre machen können, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden.

Laut einer Statistik der Arbeiterkammer ist die Zahl der Jugendlichen in überbetrieblichen Ausbildungen seit 2008 um 1.500 auf knapp 9.200 gestiegen, während die Zahl der Lehrlinge in den Betrieben um rund 9.000 auf etwa 31.000 zurückgegangen ist. Kritik an den Unternehmen kommt von Rudi Kaske, Präsident der Arbeiterkammer: "Sie jammern über Fachkräftemangel, nehmen aber von Jahr zu Jahr weniger Lehrlinge auf. Die Betriebe müssen ihre Verantwortung für die Ausbildung der jungen Leute wahrnehmen."

In der AK wird zudem betont, dass sich dieses Modell für den Staat rentiere und gut investiertes Geld sei. Die öffentliche Hand gibt für die überbetriebliche Ausbildung derzeit jährlich ungefähr 141 Millionen Euro aus. Im Idealfall liegt die Höhe der Rückflüsse in Form von Steuern und Abgaben bereits nach fünf Jahren über der Höhe der Kosten, sagen Berechnungen der AK. Statistische Auswertungen zeigen, dass sich etwa 70 Prozent der Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung nachhaltig in den Arbeitsmarkt integrieren.

Dieser dritte Ausbildungszweig sei eine vollwertige Ausbildung und keine "Ausbildung zweiter Klasse", wie Kaske betont. Den Auszubildenden ist es möglich, die Lehre in einem Betrieb abzuschließen, falls sie währen der überbetrieblichen Ausbildung einen Lehrplatz bekommen. Bei rund 50 Prozent der Lehrlinge gelingt dies auch. Zu den Nachteilen der überbetrieblichen Ausbildung zählt das geringe Lehrlingsgehalt, außerdem ist sie auch keine Garantie für einen fixen Job und eine Etablierung im Arbeitsmarkt.

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