Crowdfunding im Dienste der Forschung

Ab 20 Euro kann man auf inject-power.at ein Forschungsprojekt seiner Wahl unterstützen.

Crowdfunding liegt im Trend, nun bekommt Österreich sein erstes Portal für Forschungsförderung: Auf der Plattform www.inject-power.at können ab sofort ausgewählte wissenschaftliche Projekte mitfinanziert werden. Ab 20 Euro ist man dabei, derzeit können zehn Forschungsprojekte unterstützt werden. Als Partner sind die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), das Naturhistorische Museum Wien (NHM), das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI), das Institut für Molekulare Biotechnologie IMBA und DEBRA Austria - Hilfe für Schmetterlingskinder im Boot.

Vorerst wird dabei Geld für Projekte gesammelt, die bereits öffentliche Förderung erhalten - schließlich wisse man noch nicht, wie leistungsfähig das Crowdfunding-Modell bei Forschungsprojekten sei, erklärte Plattform-Initiator Rüdiger Schweigreiter, selbst Forscher an der Medizin-Uni Innsbruck. Langfristiges Ziel sei, ausgewählte Projekte zur Gänze über das Portal zu finanzieren.

Bisher war Crowdfunding vor allem im Kreativ- und Sozialbereich erfolgreich im Einsatz, erste Ansätze gibt es auch im Innovationsbereich. Schweigreiters Motivation für eine Plattform für Wissenschaft: Die Anforderungen an die Grundlagenforschung würden immer komplexer, gleichzeitig könnten die öffentlichen Budgets bei den steigenden Kosten der Forschung nicht mithalten und die budgetäre Lage vieler Forscher sei bereits spürbar angespannt. "Wir wollen diesem negativen Trend entgegenwirken und private Sponsoren in die Förderung von Forschung und Entwicklung einbinden", so Schweigreiter.

Breite Auswahl

Gefördert werden können Projekte aus allen Bereichen der Grundlagenforschung, von Naturwissenschaften und Medizin bis zu Geisteswissenschaften. Voraussetzung dafür ist, dass die Forschungsinstitution eine Partnerschaft mit dem Portal eingeht, das einen Unkostenbeitrag von 6,5 Prozent der eingegangenen Mittel einhebt. Außerdem muss das zu fördernde Projekt im Sinne der Qualitätssicherung von ihr genehmigt werden. Auf dem Förderportal sind die Projekte dann so beschrieben, dass auch wissenschaftlich interessierte Laien sie verstehen können. In einer Datenbank können Spendenwillige nach Forschungsprojekten suchen, die sie interessieren.

Die Ruinen einer antiken Tempelanlage mit Säulen und Steinblöcken.
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft beispielsweise ist zum Start der Plattform mit sechs Projekten vertreten: Die Palette reicht von der Auswertung von Abhörprotokollen der Alliierten von kriegsgefangenen österreichischen Wehrmachtsangehörigen, den Aufbau eines österreichweiten Archivs für privates Filmmaterial bis hin zur Entwicklung neuartiger Verfahren, mit denen körperliche Gewalt und Misshandlung gerichtsmedizinisch dokumentiert werden.

Aufstieg und Niedergang der einstigen römischen Handelsmetropole Aquileia nahe dem heutigen Grado ist wiederum Thema einer geplanten Arbeit, die vom ÖAI beworben wird.

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