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Piloten-Ausbildung bei Lufthansa wird umgekrempelt
Der Konzernumbau bei der AUA-Mutter wirbelt auch Ausbildung und Training durcheinander.
Im Zuge ihres Konzernumbaus reformiert die AUA-Mutter Lufthansa auch Ausbildung und Training ihrer Piloten. Dabei ist durchaus offen, ob die traditionsreiche Verkehrsfliegerschule in Bremen tatsächlich viel älter wird als 60 Jahre - ein Jubiläum, das im kommenden Jahr ansteht. Mitten im heftigen Tarifstreit sollen die Ausbildungskapazitäten im Konzern zusammengefasst werden.
Kostengünstige Piloten statt Elite
Wurde bei der Lufthansa bisher eine zuvor mit strengen Tests handverlesene Elite auf ihre Jobs vorbereitet, sollen künftig möglichst kostengünstig Piloten für vielfältige Einsatzmöglichkeiten ausgebildet werden. Der Nachwuchs wird in den zahlreichen Fluggesellschaften des größten Luftverkehrskonzerns Europas gebraucht, ob sie nun Swiss, AUA, Eurowings oder Aerologic heißen. Nur bei der Lufthansa-Mutter bleiben derzeit die Türen zu, weil sich Unternehmen und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit nicht über Kostenreduzierungen im Konzerntarifvertrag einigen können.
Konzept soll bis Herbst vorliegen

Lufthansa selbst warnt Berufsinteressenten, dass sich die Ausbildung wie vieles andere im Konzern im Umbruch befinde. Die Darstellungen zum "Traumjob Pilotin/Pilot" zeigten nur die "alte Welt", heißt es auf der offiziellen Website. Die Ausbildung in Bremen und Phoenix (Arizona) wird dort von ehemaligen Teilnehmern in leuchtenden Farben geschildert: "Man geht als Team gemeinsam durch die Höhen und Tiefen der Ausbildung", schreibt etwa die Flugschülerin Julia Wittke.
Gewerkschaft skeptisch
Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) verfolgt die Reformpläne kritisch. In Sicherheitsfragen dürften keinerlei Abstriche gemacht werden, verlangt Sprecher Markus Wahl. Die VC befürchtet einen heftigen Konkurrenzkampf der Flugschüler untereinander, weil erst nach erfolgreicher Prüfung Entscheidungen über eine Anstellung fielen. "Piloten müssen Teamplayer sein. Ellenbogen und Konkurrenzdenken sind da weniger gefragt", sagt Wahl.
Bis vor wenigen Jahren stellte sich die Situation für angehende Flugschüler tatsächlich noch ganz anders dar. Wer zu den Glücklichen gehörte, die den strengen DLR-Test vor Ausbildungsbeginn überstanden, konnte fast sicher sein, in absehbarer Zeit in einem Lufthansa-Cockpit zu sitzen. Gepolstert mit allen Wohltaten des Konzerntarifvertrags (KTV) mit Grundgehältern in der Endstufe von bis zu 250.000 Euro pro Jahr, Vorruhestand und üppigen Betriebspensionen.
In diesen deutschen Kollektivvertrag will Lufthansa allerdings schon seit 2014 keinen einzigen Piloten mehr einstellen, hat Spohr unmissverständlich klargemacht. Da trotzdem in Bremen munter weiter ausgebildet wurde, gibt es nun rund 850 fast fertig ausgebildete Jungpiloten, die sich um die Perspektiven gebracht sehen, zu denen sie eingestellt wurden.
Schuldenberg
Die meisten sitzen auf einem Schuldenberg von mindestens 70.000 Euro - ihrem Eigenanteil an den rund dreimal so hohen Ausbildungskosten. Wegen einiger noch fehlender Qualifikationen können sie zudem nicht ohne weiteres bei einer anderen Gesellschaft anfangen. Nicht wenige haben für die Ausbildung ein Studium abgebrochen oder einen bereits erlernten Beruf aufgegeben. "Jetzt bin ich ein Abiturient mit Führerschein und hohen Schulden", klagt ein 30 Jahre alter Betroffener. "Ich bin völlig davon abhängig, was mir von dem Laden angeboten wird."
In etwa dieses: Für das kommende Jahr sucht der Konzern für die neue Gesellschaft Eurowings Europe 120 Piloten und Co-Piloten, interne Bewerbungen würden bevorzugt. Einen Kollektivvertrag (KV) gibt es bei dem in Österreich angesiedelten Unternehmen nicht, dafür deutlich niedrigere Gehälter und mehr Arbeitstage, nicht betroffen davon sind die vorerst zwei Eurowings-Maschinen, die in Wien stationiert werden, hier stellt die AUA das Personal, wo es seit dem Vorjahr einen neuen Konzernkollektivvertrag gibt.
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