Paribas verramscht Südeuropa-Anleihen

Die französische Großbank
BNP Paribas versucht einen teuren Befreiungsschlag: Sie hat ihr Engagement nicht nur in Griechenland, sondern auch in den großen südeuropäischen Staaten Italien und Spanien überraschend drastisch um insgesamt mehr als zwölf Milliarden Euro abgebaut und dabei umfangreiche Verluste in Kauf genommen. Trotzdem reichte es im dritten Quartal noch für schwarze Zahlen - auch wegen eines Bilanzkniffs. An der Börse wurde die Notbremsaktion erleichtert aufgenommen: Die seit Juni um 45 Prozent nach unten geprügelte BNP-Aktie schnellte um sechs Prozent nach oben. Vorstandschef Baudouin Prot sagte, der Teilausstieg aus südeuropäischen Staatsanleihen habe seinen Grund auch in der Forderung der Regulierer, die Papiere auf den Marktwert abzuschreiben.
Allein griechische Staatsanleihen hat Prot um 60 Prozent oder 2,26 Milliarden Euro wertberichtigt, auch wenn deren Wert noch "von Ungewissheit vernebelt" sei. Der Welt-Bankenverband IIF hat sich in Verhandlungen mit den EU-Regierungen zuletzt zu einem Schuldenschnitt um 50 Prozent bereiterklärt. Nun steht aber das ganze Rettungspaket wieder in Frage: "Eine Pleite Griechenlands wäre unangenehm, aber beherrschbar" sagte Prot. Pläne, sich von weiteren Staatsanleihen zu trennen, habe die Bank nicht.
Vor drei Monaten hat
BNP massive Kritik auf sich gezogen, weil sie ihre Hellas-Anleihen nur unzureichend abgeschrieben habe. Nun wertete die Bank ihre europäischen Staatsanleihen insgesamt um 21 Prozent ab. Das Risiko in Italien, wo sie mit BNL eine eigene Tochter hat, hat BNP Paribas um 40 Prozent - 8,3 Milliarden Euro - abgebaut, jenes in Spanien um 82 Prozent oder 2,2 Milliarden Euro.
BNP Paribas gilt als eine der anfälligsten Banken in der Schuldenkrise. Im Sommer waren alle französischen Institute unter Druck geraten, weil ihnen US-Geldmarktfonds die nötige Refinanzierung in Dollar entzogen hatten. Im dritten Quartal hat BNP Paribas den Bedarf an Refinanzierungsmitteln in der US-Währung um 20 Milliarden Dollar (14,5 Mrd. Euro) reduziert, im vierten soll es noch einmal so viel werden. Das habe 1,2 Milliarden Euro gekostet, räumte die Bank ein.
In der Firmenkunden- und Investmentbanking-Sparte blieb vor Steuern praktisch kein Gewinn übrig, nachdem die Erlöse um 40 Prozent einbrachen. Dort sollen nun Hunderte Stellen wegfallen. "Wir werden im Zuge unseres Abbaus von Bilanzrisiken einige Stellenstreichungen haben", sagte Prot. Mit dem Abbau von Krediten und Anleihen fällt es den Banken auch leichter, die höheren Anforderungen der EU an die Kapitalausstattung bis Mitte 2012 zu erfüllen. BNP braucht 2,1 Milliarden Euro, um dann eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu schaffen. Vorstandschef Prot zeigt sich zuversichtlich: Nach seinen Berechnungen käme BNP Mitte 2012 auch dann auf 9,1 Prozent, wenn sie ihre Dividende unangetastet ließe.
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