Ostrisiko für heimische Banken gestiegen

Experten des
Internationalen Währungsfonds (IWF) halten sich derzeit zum jährlichen "Update“ für den Österreich-Bericht in Wien auf. Unter ihnen ist auch der aus Österreich stammende Exekutivdirektor Johann Prader. Im Auge haben die Experten dabei auch die Folgen der Ausbreitung der Eurokrise auf Osteuropa. Damit stiegen die Risiken für die dort tätigen österreichischen Banken, meinte Prader gegenüber der Presse, wiewohl noch nicht in besorgniserregendem Maß.
Der Währungsfondsmanager äußerte sich aber besorgt über die relativ scharfe Konjunkturabschwächung in Osteuropa: Da seien "Spillover-Effekte“ der Eurokrise am Werk, die Flaute im Osten werde also wohl noch einige Zeit anhalten.
Denn selbst wenn die Eurozone zu den vom IWF verlangten tragbaren Lösungen kommt, werde die Eurokrise nicht so schnell von der Tagesordnung verschwinden: "Krisen, die durch solche Finanzereignisse wie 2008 ausgelöst werden, dauern im Schnitt acht Jahre, in Japan hält sie schon seit 22 Jahren an“, sagte Prader. Man könne nicht seriös sagen, wie lange die derzeitige Krise dauern werde, aber man sei höchstens in der Mitte angelangt.
Banken haben Geschäft stabilisiert
Das werde auch Auswirkungen auf die österreichischen Banken haben, die in Osteuropa sehr stark engagiert sind. Allerdings, so Prader, hätten die österreichischen Institute ihr Osteuropa-Geschäft in den vergangenen Jahren wesentlich stabiler gemacht, sodass die Risiken für die Banken jetzt zwar "unzweifelhaft gestiegen“, aber noch nicht besorgniserregend seien.
In der Eurokrise kritisiert Prader in der Zeitung, dass sich die Politik auf keine tragfähige Lösung einigen könne. Die Freigabe der jüngsten Hilfstranche für Griechenland trage zwar zur momentanen Entspannung der Eurokrise bei. Sei aber nur "ein weiterer Kompromiss“, der lediglich helfen werde, die nächste Zeit zu überstehen. Eine Lösung sei das nicht. Diese sei ohne "tragbare Schuldenlösung“ für Griechenland – auf die der IWF nach wie vor bestehe - gar nicht möglich. Er wolle das Wort "Schuldenschnitt“ nicht in den Mund nehmen, Faktum sei aber, dass der Währungsfonds und die Entscheidungsträger der Eurozone unterdessen recht unterschiedliche Ansichten über die Lösung der Krise hätten.
Das betreffe, so Prader, vor allem das Tempo der Krisenbewältigungsmaßnahmen in Europa. Da gebe es in- und außerhalb Europas sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen: "Die Welt hat zunehmend Schwierigkeiten, die Geduld für die viel zu langsamen und zaghaften Sanierungsschritte aufzubringen“. Er sprach namentlich Hürden "nichtökonomischer Art“ an, etwa "durch Wahlzyklen“.
Das Wirtschaftswachstum in Osteuropa liegt über dem Durchschnitt der Eurozone, die Verschuldung der einzelnen Staaten weit darunter. Daher gibt es für Herbert Stepic, Chef der Raiffeisen Bank International (RBI), keinen Grund, sich aus dem Raum zurückzuziehen. „Aus keinem Markt“, wie er betont. „Das gilt auch für Ungarn trotz der Prügel, die wir uns dort holen.“
Im Nachbarland hätte die Bankenabgabe eigentlich 2013 halbiert werden sollen, doch daraus wird nichts. Zusätzlich wird eine höher als ursprünglich geplante Finanztransaktionssteuer eingeführt. Damit will Ungarn 1,1 Milliarden Euro einnehmen und so das Budgetdefizit unter die Marke von drei Prozent drücken. Auf Kosten der Finanzbranche, wie sich Stepic empört. „Die ungarische Regierung lässt jegliche Handschlagqualität vermissen.“ Positiv aufgenommen hat der Banker aber die Absicht des Staates, die Schulden von Kleinstgemeinden (bis zu 5000 Einwohner) zu übernehmen. „Das ist das erste positive Zeichen seit zwei Jahren.“ Bei der RBI betrifft es Kredite im Ausmaß von 85 Millionen Euro. Insgesamt ist die RBI bei ungarischen Gemeinden mit 750 Millionen Euro engagiert. In den ersten neun Monaten schrieb die RBI in Ungarn 100 Millionen Euro Verlust.
Sorgenkind Slowenien
Ein weiteres Sorgenkind ist Slowenien. Das Minus beträgt zwar nur zwei Mio. Euro, dennoch sieht Stepic Handlungsbedarf. In Slowenien wird das Geschäftsvolumen bis 2015 auf ein Drittel reduziert, vor allem aus dem Massengeschäft wird sich die RBI zurückziehen.
Das dürfte nicht ohne Mitarbeiterabbau gehen. Schon seit 2008 sank die Zahl im Gesamtkonzern um 8580 auf 57.300 ohne Berücksichtigung der im Vorjahr erworbenen Polbank. Wie viele Stellen infolge der derzeit laufenden Integration des Instituts in Polen wegfallen, wurde nicht beziffert. „Wir sind gezwungen, die Effizienz zu steigern“, sagt Stepic.
Belastung
In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte die RBI einen Nettogewinn von 842 Mio. Euro (plus 13 Prozent zum Vorjahreszeitraum). Die Bankensteuern, die Stepic „besonders im Magen liegen“, belasten das Ergebnis im Gesamtjahr mit 160 Mio. Euro. Für 2013 rechnet er bereits mit 180 Millionen. „Die Steuern hindern uns auch am Kapitalaufbau.“ Die Kernkapitalquote verbesserte sich dennoch auf 10,2 Prozent. Die ausfallgefährdeten Kredite stiegen auf 10 Prozent des Gesamtportfolios. Der Zuwachs sei ein Spiegelbild der Konjunkturentwicklung, meint Stepic. Ungarn und die Ukraine sind hier die größten Sorgenkinder.
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