Blümel für völlige Freigabe der Ladenöffnungszeiten

Der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel fordert die völlige Freigabe der Ladenöffnungszeiten in Wien. Händler sollen ihre Geschäfte auf freiwilliger Basis an sieben Tage die Woche rund um die Uhr aufsperren dürfen, sagte Blümel dem Standard. Bisher schon hat die Wiener ÖVP auf die Sonntagsöffnung in sogenannten Tourismuszonen gedrängt.
"Wie ein Freibad, das bei 35 Grad geschlossen bleibt"
Derzeit sei Wien "wie ein Freibad, das bei 35 Grad geschlossen bleibt. Das ist der blanke Wahnsinn", so Blümel. Der christsoziale Politiker sieht den Schlüssel, mit dem sich erweiterte Öffnungszeiten finanziell rentieren, in steuerlicher Entlastung von Überstunden und Feiertagszuschlägen. "Durch eine Abschaffung dieser Abgaben hätten alle in der Sekunde mehr." Ein weiterer Grund für die Freigabe der Ladenöffnungszeiten sei die teilweise prekäre Lage der Einzelhändler aufgrund des wachsenden Onlinehandels.
Die Gewerkschaft will von einer Liberalisierung der Öffnungszeiten hingegen nichts wissen: Wiens ÖVP-Chef erinnert sie an einen Blinden, der von Farben spricht, sagte Barbara Teiber, GPA-djp-Regionalgeschäftsführerin, der Zeitung. "Er hat keine Ahnung von der Arbeitswelt und der Verdienstsituation." Niemand gebe im Übrigen wegen längerer Öffnungszeiten mehr Geld aus.
"Wir wären schon froh über eine Tourismuszone"
Für die Wirtschaftskammer ist es für eine generelle Liberalisierung zu früh. "Wir wären schon froh über eine Tourismuszone", bekräftigte Klaus Puza, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wiener Wirtschaftskammer, im Bericht. Eine solche Zone könne 140 Mio. Euro zusätzlichen Umsatz und 800 Jobs bringen.
Für den österreichische Handelsverband ist eine Liberalisierung unter den jetzigen Spielregeln für Händler nicht leistbar. Nur Lohnnebenkosten niedriger zu besteuern sei zu wenig, so Handelsverband-Chef Rainer Will. Ein erster Schritt müsse es sein, die hohen Zuschläge unter der Woche ab 18.30 und samstags nach 13 Uhr zu senken und nach hinten zu verschieben, sagt er.

Kritik an dem Vorstoß Blümels kam am Freitag auch aus den eigenen Reihen. Der Bundesgeschäftsführer der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) in der GPA-djp, Günter Trausnitz, zeigte sich in einer Pressemitteilung überzeugt, dass die Beschäftigten im Handel sowie die Klein- und Mittelbetriebe dies nicht wollten.
Nächtigungs- und Umsatzzahlen würden einmal mehr verdeutlichen, dass es Wien nicht notwendig habe, den Handel 365 Tage und 24 Stunden am Tag zu öffnen, befand er: "Wien ist auch so eine lebenswerte Stadt mit vielen spannenden Sehenswürdigkeiten, abseits vom Konsumwahn." Man werde auch in Zukunft klar gegen eine "schleichende Aushöhlung der Sonntagsruhe" eintreten, versprach Trausnitz.
Zuvor hatte bereits die rote FSG die Forderungen zurückgewiesen: "Der derzeitige ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel will seine Partei wohl zur Ein-Personen-Partei machen", mutmaßte Gottfried W. Sommer, der Landesgeschäftsführer der FSG Wien. Das verfügbare Geld der Konsumenten werde durch veränderte Öffnungszeiten "nun einmal nicht mehr". Dies solle Blümel schön langsam einsehen, richtete der FSG-Funktionär dem Chef der Stadt-Schwarzen mittels Aussendung aus.
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