Warum die Österreicher so wenig spenden

Warum die Österreicher so wenig spenden
Deutsche und Skandinavier großzügiger. Der Grund seien günstigere Steuerregeln, sagt der Verband für gemeinnütziges Stiften.

Die vermeintliche Großzügigkeit der Österreicher beim Spenden spiegelt sich in den Zahlen nur begrenzt wider. 

Das Spendenaufkommen sei in Österreich eher gering, sagte Tobias Thomas, Geschäftsführer des Forschungsinstitutes Eco Austria, am Donnerstag. Zumindest im Vergleich mit ähnlich wohlhabenden Ländern.

So seien hierzulande 2017 pro Einwohner etwas mehr als 75 Euro gespendet worden. In Deutschland waren es 90, in Finnland 95, in Schweden 115 und in den Niederlanden sogar fast 140 Euro.

Rechtslage schuld

Dafür sei auch die einschränkende Rechtslage verantwortlich.

Eine Änderung der steuerlichen Regelungen zur Spendenabsetzbarkeit könnte positive Effekte auf den gemeinnützigen Bereich etwa im Bereich Bildung haben.

Potenzial bei Bildung

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag präsentierte Studie von EcoAustria. Unter anderem sollten eine Ausweitung der Absetzbarkeit von Spenden erfolgen sowie Einschränkungen für gemeinnützige Einrichtungen fallen.

Im Bildungsbereich seien Spenden etwa nur absetzbar, wenn sie wissenschaftliche Forschung oder Erwachsenenbildung betreffen. "Spenden für frühkindliche Bildung oder den Schulbereich sind es dagegen nicht - obwohl dort die Ertragsraten wesentlich höher wären, meinte Thomas.

Absetzbarkeit gedeckelt

Weitere Hürden: In Österreich könnten Spenden nur bis zu zehn Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte bzw. Gewinne des Jahres steuerlich abgesetzt werden. In Deutschland seien es 20 und in Großbritannien 100 Prozent, so Thomas.

Im Gegensatz zu Deutschland sei in Österreich auch ein Spendenvortrag und damit die Berücksichtigung in nachfolgenden Jahren nicht möglich.

Drei Jahre Warten

Dazu käme noch eine Einschränkung für neue gemeinnützige Einrichtungen: Diese kämen erst nach mindestens dreijährigen Bestehen auf die Spendenbegünstigungsliste - erst nach Eintragung können Spenden an diese Organisationen steuerlich berücksichtigt werden.

Außerdem werden Erträge auch aus gemeinnützigen Stiftungsvermögen mit Kapitalertrags- bzw. Immobilienertragssteuer besteuert.

Zum Teil könne es sich bei diesen Regelungen "höflich formuliert nur ein Versehen handeln", formulierte es Franz Portisch, Generalsekretär des Österreichischen Sparkassenverbands.

"Eine Sparkassenstiftung will im Bildungsbereich vier Laptops zur Verfügung stellen: Wenn ich diese einer Erwachsenenbildungseinrichtung spenden will, kommen vier an. Wenn ich sie einer Schule in Ungarn spenden will, kommen auch vier an. Wenn ich einer Schule in Österreich spende, kommen für den gleichen Geldbetrag nur drei an."

Den Rest fresse die Pflicht zur Zahlung einer 25-prozentigen Kapitalertragssteuer.

Kostet 43 bis 60 Millionen Euro

Eine Änderung der genannten Punkte würde laut der vom Verband für gemeinnütziges Stiften beauftragten Studie zu Steuermindereinnahmen von 43 bis 60 Mio. Euro führen, so Thomas.

"Langfristig holt man das aber rein", verwies er auf eine Simulation seines Instituts: Wenn man es nur schaffe, rund 850 bis 950 Personen jährlich von einer niedrigen zu einer mittleren Qualifikation oder von einer mittleren zu einer höheren Qualifikation zu verschieben, würde das BIP langfristig um 0,2 bis 0,3 Prozent steigen.

Davon profitiere auch die öffentliche Hand über höhere Steuereinnahmen und niedrigere Ausgaben etwa für Arbeitslose. Langfristig käme man so auf einen Primärsaldo von 150 Mio. Euro.

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