Österreich mischt bei "Land Grabbing" in Osteuropa mit

Ein Mann pflügt ein Feld mit einem Pferd.
Heimische Investoren bei Wettlauf um Boden und Ressourcen in Rumänien, Serbien und Ungarn mit dabei.

Besonders in Osteuropa schreiten Landkonzentration und Land Grabbing rapide voran" - schreibt die Menschenrechtsorganisation FIAN, die sich für das Recht auf Nahrung einsetzt, am Mittwoch. Recherchen von FIAN Österreich zeigten, dass auch österreichische Akteure im Wettlauf um Grund und Boden mitmischten und im großen Stil Land in Rumänien, Serbien und Ungarn kaufen.

Verlierer der Landmarkt-Liberalisierung

Die Bauern vor Ort profitierten vom Investitionsboom kaum, hieß es weiter. Eher seien sie die großen Verlierer, wie anhand von Fallbeispielen der NGO aus Rumänien, Ungarn und Serbien offenkundig wird. Diese Entwicklung sei der mit dem EU-Beitritt in Kraft getretenen Verpflichtung der Liberalisierung des Landmarktes geschuldet: Diese bedeute "auch die Öffnung des Landmarkts für ausländische Käufer und Käuferinnen, die 2014 voll in Kraft treten soll" laut FIAN (Food First Informations-und Aktions-Netzwerk) Österreich. "Zusammen mit dem Fehlen staatlicher Hilfe für kleine und mittlere bäuerliche Betriebe trägt das zu Land Grabbing und zur steigenden Konzentration von Landeigentum bei."

Der Zugang zu Land sei auch in Europa "eine menschenrechtliche Angelegenheit", so Brigitte Reisenberger von FIAN Österreich. Ein Teil der europäischen Bevölkerung sei für seine Lebensgrundlage "auf direkten Zugang zu Land angewiesen".

Rumänische Kleinbauern wandern aus

Eine ältere Frau steht mit einer Hacke auf einem Feld, während eine Katze im Hintergrund liegt.
A cat looks at 76-year-old farmer Dumitra Chivulescu in Schitu, a muddy farming village, 80 km (50 miles) south of Bucharest, in this November 12, 2009. Romania's presidential election on November 22 may decide whether the European Union's second poorest state will embark on real reforms and could shake up a political class whose bickering has stalled progress and hurt the economy. To match ANALYSIS ROMANIA-PRESIDENT/. Picture taken November 12, 2009. REUTERS/Bogdan Cristel (ROMANIA ELECTIONS POLITICS SOCIETY)
In Rumänien setzt diese Entwicklung den Kleinbauern laut FIAN stark zu. Millionen Kleinbauern stünden vor dem Verschwinden und junge Bauern würden in die Emigration gedrängt, erklärte Attila SzocsvonEco Ruralis, einem rumänischen Kleinbauern-Netzwerk. Mit ihren Produkten seien die Bauern oftmals nicht konkurrenzfähig, der Verkauf des Bodens bliebe als einzige Option. Die darauf folgende drohende Armutsspirale dränge sie oftmals dazu in Westeuropa - auch in Österreich - als unterbezahlte Erntehelfer ihr Auskommen zu suchen.

FIAN zieht neben der EU auch Österreich zur Verantwortung: Österreichische Investoren seien in Rumänien dicht vertreten und trotz noch bestehender gesetzlicher Hürden befänden sich bereits 700.000 Hektar Agrarland in den Händen von transnationalen Unternehmen. Österreichische Investoren sollen davon sechs Prozent kontrollieren. Die Aussicht auf EU-Agrarsubventionen unterstütze diese Entwicklungen, wird in der Aussendung erklärt.

Bodengesetz in Ungarn

Erst am 1. Mai war in Ungarn ein verschärftes Bodengesetz in Kraft getreten, um "ungarischen Boden vor Spekulanten zu schützen", wie der Staatssekretär im Budapester Agrarministerium, Marton Bitay, Anfang März betont hatte. Von dem Gesetz waren mehrheitlich Österreicher betroffen, die große Flächen in Ungarn erworben hatten.

Andreas Bardeau, Honorarkonsul von Rumänien, stehe laut FIAN für österreichische Investoren in dem Land. Dem Investor zugeordnete Firmen kauften Land auf und investierten in Ackerbau sowie Rinderhaltung. Ziel sei die Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette abzudecken. Bardeaus Erfolg habe auch andere österreichische Unternehmen angezogen: So bewirtschafte etwa die AMB Agro Company seit 2007 eine Gesamtfläche von 700 Hektar.

Zwei Männer fahren mit einem Pferdekarren voller Baumstämme durch ein Dorf.
Two men carry logs of wood on a horse-driven cart in Ciofliceni village, 30 km (18 miles) north of Bucharest February 11, 2013. Romania's prime minister Victor Ponta said on Monday any fraud over horsemeat sold as beef had not happened in his country and he was angered by suggestions it might have been. The French and British governments have vowed to punish those found responsible for allowing horsemeat originating from Romania to be sold as beef. REUTERS/Radu Sigheti (ROMANIA - Tags: AGRICULTURE ANIMALS POLITICS FOOD HEALTH)
Auch die Energie- und Holzwirtschaft stoße nach Osteuropa. Die Holzindustrie Schweighofer sei im Holzsektor Rumäniens aktiv und stoße mit seinen Investitionen auf starken lokalen Widerstand. Zudem würden Waldflächen für den Holzbedarf von Schweighofer exzessiv abgeholzt, schrieb FIAN unter Berufung auf die Vorwürfe lokaler NGOs.

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