Standortstudie: Österreich in der Bequemlichkeitsfalle

Standortstudie: Österreich in der Bequemlichkeitsfalle
Der Deloitte Radar sieht Österreich unverändert auf Platz 19. Im Vorjahr herrschte „absoluter Stillstand“.

Das Wachstum übertrifft die kühnsten Prognosen, die Investitionen steigen, die Arbeitslosigkeit sinkt – langsam, aber doch. So schlimm kann es um den Standort Österreich nicht bestellt sein, oder? „Wir können stolz sein. Es geht uns sogar exzellent“, sagt Deloitte-Chef Bernhard Gröhs. Und schiebt hinterher: „Dieses Denken ist brandgefährlich.“ Die gute Lage täusche drüber hinweg, dass sich an Österreichs Wettbewerbsfähigkeit nichts verbessert habe. „2017 war absoluter Stillstand, was messbare Maßnahmen zur Sicherung des Standortes betrifft.“ Österreich stecke in der „Bequemlichkeitsfalle“. Durch Untätigkeit könne man viel kaputt machen, denn in fünf Jahren werde das Match um die Digitalisierung gelaufen sein, warnt Gröhs: „Dann wird es uns definitiv schlechter gehen als heute.“

Minimaler Fortschritt bei Kosten

Das Beratungsunternehmen macht das an fünf internationalen Rankings fest. Demnach stagniert Österreich mit vier Top-20-Platzierungen auf Rang 19 von jenen 27 Ländern, die zumindest einen Top-20-Platz schaffen. An der Spitze sind die Schweiz, Schweden und USA, die überall unter den besten zehn liegen.

In der Standortauswertung („ Deloitte Radar 2018“) hat sich Österreich gegenüber 2017 ebenfalls nicht verbessert. Es bleibt bei 3 von maximal 5 Punkten. Beim politischen Umfeld (3 Punkte), Innovation und Forschung (4 Punkte) und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften (2 Punkte) hat sich gar nichts verändert. Die Arbeitskosten werden um einen halben Punkt besser bewertet, bleiben aber die größte Bürde (1,5 von 5 Punkten): Die Abgabenquote sei mit 43 Prozent zu hoch – der Regierungsplan, diese auf 40 Prozent zu drücken, sei immerhin eine große Chance. Eine Spur günstiger bewertet Deloitte das regulatorische Umfeld (2,5 Punkte). Flexible Arbeitszeiten drohten freilich erneut auf der langen Bank zu landen, ebenso wie weitere Reformen der Gewerbeordnung.

Staatsziel Wachstum?

Sogar eine Verschlechterung gab es bei der Infrastruktur (3,5 Punkte) und der Lebensqualität (nur 4,5 statt 5): Hier vermerkt Deloitte die nach „hart geführten Wahlkämpfen in kurzer Zeit“ gestiegene Polarisierung in der Gesellschaft kritisch, aber auch Umweltthemen wie den ungebremsten Flächenverbrauch.

Davon, dass die Regierung das Bundesverfassungsgesetz Nachhaltigkeit ablösen und das Staatsziel Wachstum ausrufen will, hält Deloitte-Partnerin Gundi Wentner nicht allzu viel: „Nur weil etwas in der Verfassung steht, haben wir ein Problem nicht gelöst.“ Es sei „nicht gescheit, hier einen Zielkonflikt Wachstum und Nachhaltigkeit zu konstruieren.“ Innovative Greentech-Firmen führten vor, dass Umweltschutz ein Wettbewerbsfaktor sein kann.

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