Österreich gegen Heute: Schlacht auf dem Boulevard

Österreich-Chef Wolfgang Fellner
Fellner-Vergleich mit Wiener Linien: "Heute"-Chefin Eva Dichand attackiert Bürgermeister Ludwig und fordert Offenlegung,
Österreich gegen Heute: Schlacht auf dem Boulevard

Heute-Herausgeberin Eva Dichand

Zwischen Wolfgang Fellner und Eva Dichand fliegen die Hackeln derzeit besonders tief. Das Match zwischen dem Chef des Medienhauses Österreich und der Herausgeberin von Heute eskalierte jetzt mit Klagen. Um die Entnahmeboxen in den Wiener U-Bahn-Stationen geht es dabei nur vordergründig. Im Hintergrund wird um Auflagen, Reichweiten und Inserate gekämpft. Österreich ist bei der ÖAK vorne, Heute bei der Mediaanalyse.

Seit 2009 streiten sich Fellner und die Wiener Linien vor den Kartellgerichten um die Boxen für Gratiszeitungen. Heute hat von Beginn an einen Vertrag und darf die Gratis-Tageszeitung direkt in den U-Bahn-Stationen aufstellen. Fellner stellt seine Boxen vor den Stationen auf.

Der Fall ging bis zum Obersten Gerichtshof und wieder zurück. Jetzt einigten sich die Streitparteien auf einen Vergleich, den die Wettbewerbsbehörde (BWB) am Dienstag veröffentlichte. Die Wiener Linien sichern zu, heißt es darin, die Mediengruppe Österreich gegenüber der Tageszeitung Heute und anderen Mitbewerbern in Zukunft nicht zu diskriminieren.

Derzeit stehen im U-Bahn-Netz mehr als 500 Boxen. Neue Boxen dürfen aus Brandschutzgründen nur noch im Nahbereich der Bahneingänge aufgestellt werden. Sollte Heute einen neuen Standort bekommen, muss Österreich ein gleichwertiger Platz angeboten werden, am besten daneben.

Die Chefin der Wiener Linien, Alexandra Reinagl, zeigt sich erleichtert, „dass der jahrelange Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang beendet ist“. Es herrsche nun Rechtssicherheit, wer in und vor den U-Bahn-Stationen Boxen aufstellen darf. Nämlich alle Gratismedien, die von der MA 46 die Genehmigung dafür erhalten.

Untergriffe und Klagen

Am Wochenende holte Österreich gegen das Ehepaar Dichand aus. Eva Dichand wurde als „traditionell geldgierig“ denunziert. Die von Christoph Dichand geleitete Kronen Zeitung und Heute hätten von den Wiener Steuerzahlern unter Michael Häupl für 2107 „sagenhafte“ 9,86 Millionen Euro erhalten. Am Montag legte Fellner mit möglichem Amtsmissbrauch nach. Und bezeichnete die Inserate an Krone und Heute als „Geschenk an die Dichands“. Seltsam argumentiert, Inserate mit persönlichen Geschenken gleichzusetzen. Würde nach dieser Logik auch für die Inserate an Österreich zutreffen. Für den Amtsmissbrauch wäre die Staatsanwaltschaft zuständig.

Die Krone wiederum vermutet ebenso wie Heute einen Geheimdeal zwischen SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und dem „Krawallblattl“ und berichtet über eine Meinungskoalition der Rathaus-Opposition. Fellner hat bereits geklagt.

Tatsächlich geht es in dem Vergleich nicht nur um Boxen. Fellner und Wiener Linien stritten seit Jahren auch um die Reinigungskosten und die Miete. Von fünf Millionen Euro für Mietennachlass und entstandene Schäden ist die Rede, die Fellner zugute kämen. Stimmt nicht, kontert dieser. Wie zu hören ist, soll die Einigung unter diesem Betrag liegen.

Der Heute-Verlag und Eva Dichand brachten am Dienstag gegen Österreich Klagen wegen Ehrenbeleidigung, unlauterem Wettbewerb und Kreditschädigung ein. Die Herausgeberin sei mit Unwahrheiten verunglimpft worden. „Wir fordern, dass offen gelegt wird, welche Summe Fellner von den Wiener Linien bekommen hat“, sagt Eva Dichand gegenüber dem KURIER.

Heute berichtet außerdem, dass die „Österreich“-Zeitungsverlag GmbH zum 30. Juni 2017 Verbindlichkeiten von über 101 Millionen ausweist. Wesentlich mehr, als der Umsatz. Allerdings sind 112 Millionen Euro an Finanzanlagen angeführt.

Der von Dichand attackierte Ludwig will sich lieber nicht äußern. Es sei immer das beste Zeichen , „wenn alle Medien gleichzeitig auf mich angefressen sind, weil dann kann niemand behaupten, es wird wer bevorzugt“, sagte er zur APA. andrea.hodoschek

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