OeNB erhöhte Österreichs Wachstumsprognosen für 2018 bis 2020

OeNB erhöhte Österreichs Wachstumsprognosen für 2018 bis 2020
Das starke Wachstum der realen Exporte hänge damit zusammen, dass das "externe Umfeld kein leichtes" sei, so die Expertin.

Die Hochkonjunktur in Österreich hält an. Die Wirtschaft wächst noch schneller als bisher angenommen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat die Prognosen für das BIP-Plus für 2018 bis 2020 angehoben. Fast Europameister ist Österreich bei den Investitionen. Die Teuerung schwächt sich bis 2020 ab, der Budgetsaldo soll 2019 erstmals ins Plus drehen, die Arbeitslosigkeit sinke aber nur langsam.

"Wir sehen für Österreichs Volkswirtschaft insgesamt eine sehr positive Situation", getragen sei dies von der Binnen- und der Außenwirtschaft, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag vor Journalisten. Die aus Deutschland heuer im ersten Quartal hereingeschwappte Schwäche habe Österreich im Außenhandel mit dem CEE-Raum kompensieren können.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll heuer wie schon 2017 um 3,1 Prozent steigen, um 0,3 Prozentpunkte mehr als noch bei der letzten Prognose im Dezember erwartet. "Wir sehen 2018 das zweite Jahr der Hochkonjunktur", sagte Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft in der OeNB. 2019 soll die heimische Wirtschaft dann um 2,1 Prozent (statt 1,9 Prozent) expandieren, 2020 um 1,7 Prozent (statt 1,6 Prozent).

Stärke Österreichs überraschend

Die Stärke Österreichs bei den Investitionen sei für die OeNB überraschend, sagte Nowotny. 2017 habe Österreich - nach Irland - die zweithöchste Investitionsquote aller europäischen Staaten aufgewiesen. Die Bruttoanlageinvestitionen würden überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum beitragen, so Ritzberger-Grünwald. Für sie ist "die ausgesprochen hohe Investitionsquote" sowohl im internationalen Vergleich als auch historisch eine positive Nachricht. Die Ausrüstungsinvestitionen würden nun für Erweiterungen vorgenommen, Firmen würden so der gestiegenen Kapazitätsauslastung entgegenkommen.

Das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen, deren BIP-Anteil zuletzt bis 2008 so hoch war wie derzeit, werde sich aber von 4,9 Prozent voriges Jahr auf heuer 3,5 und dann 2,3 Prozent sowie 2,0 Prozent 2020 leicht abschwächen. "Wirklich angesprungen" seien nun auch die Wohnbauinvestitionen, der negative Aspekt seien dann aber Immobilien-Preisanstiege.

OeNB erhöhte Österreichs Wachstumsprognosen für 2018 bis 2020

Die real verfügbaren Haushaltseinkommen steigen heuer kräftig, nämlich 2018 und 2019 um rund eineinhalb Prozent. Das sei auch für den Konsum und die Sparquote (von fünfeinhalb bis sechs Prozent) gut, so Ritzberger-Grünwald: "Die privaten Arbeitnehmerhaushalte werden am Wirtschaftsaufschwung beteiligt." Zu verdanken sei der Anstieg der verfügbaren Haushaltseinkommen den relativ guten Lohnabschlüssen.

Das starke Wachstum der realen Exporte - von 5,6 Prozent 2017 auf 4,9 Prozent im heurigen und 4,2 Prozent im nächsten Jahr - hänge damit zusammen, dass das "externe Umfeld kein leichtes" sei, so die Expertin. Es gebe schon ein bisschen Gegenwind, insbesondere aus Deutschland und auch aus Italien. Die USA würden das derzeit etwas ausgleichen. Seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit könne Österreich langfristig halten, die Exportmarktanteile würden nur leicht sinken.

Optimistischer als Finanzministerium

Beim Maastricht-Budgetsaldo sei schon 2018 ein Nulldefizit möglich, also ein Erreichen der 0,0 Prozent (nach -0,7 Prozent 2017) - damit sei die OeNB etwas optimistischer als das Finanzministerium, verwies Nowotny auf die deutlich zunehmenden Steuereinnahmen und die Ersparnisse der Republik bei ihren Refinanzierungen über Bundesanleihen. Die 10-jährigen Bonds lägen derzeit im Schnitt bei einem Prozent, die abreifenden jedoch bei durchschnittlich drei Prozent. Für 2019 und 2020 rechnet die OeNB mit Budgetüberschüssen von 0,2 bzw. 0,4 Prozent des BIP, den letzten Budgetüberschuss gab es 1974. Und die Schuldenquote soll bis 2020 auf 67,5 Prozent des BIP zurückgehen, nimmt die OeNB an. Grund sind neben den Budgetüberschüssen und dem hohen nominellen BIP-Plus auch die erfolgreiche Schuldensenkung der Abbaubanken (Heta).

Die Arbeitslosenrate nach EU-Berechnung dürfte in Österreich heuer um 0,5 Punkte auf 5,0 Prozent zurückgehen, in den beiden Folgejahren aber mit 4,9 Prozent kaum mehr sinken. Das ist für Ritzberger-Grünwald eine "kleine schlechte Nachricht". Die Beschäftigung sollte heuer mit 2,2 Prozent "außergewöhnlich stark" zunehmen, das Arbeitskräfteangebot steigt ebenfalls. Dennoch reiche es 2018 zu einem spürbaren Sinken der Arbeitslosenrate. Die Beschäftigung soll 2019/20 mit 1,4 bzw. 1,1 Prozent auch deutlich wachsen, zu einer Verringerung der Arbeitslosenquote reicht es aber kaum mehr.

Österreichs Inflationsrate nach den HVPI-Kriterien für die Eurozone, die heuer noch bei 2,2 Prozent verharrt, soll 2019 auf 2,0 Prozent und dann 2020 auf 1,9 Prozent fallen. Wegen höherer Rohölpreise erfolgte hier eine Aufwärtsrevision um 0,1 Prozentpunkte für jedes Jahr. Ab Mitte 2019 werde die Energie die HVPI-Inflationsrate aber dämpfen. Für den Anstieg der Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) von heuer 2,0 auf 2,2 Prozent 2019 und ebenfalls 2,2 Prozent 2020 macht die OeNB vor allem die deutlich positive Produktionslücke 2018 und ein steigendes Lohnstückkostenwachstum verantwortlich. Es fällt auf, dass Österreichs Teuerung weniger energieaffin ist - die Gewichtung im Warenkorb ist geringer als im Euroraum.

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