Geht es nach Amnesty International soll der Ölriese nach den verheerenden Schäden Taten sprechen lassen.
04.08.14, 11:19
Die MenschenrechtsorganisationAmnesty International hat Nigeria und dem ÖlriesenShell vorgeworfen, bis heute so gut wie nichts gegen die schweren Umweltschäden durch die Ölförderung im Nigerdelta unternommen zu haben. Drei Jahre nachdem ein Bericht der UNO die massive Ölverschmutzung in der Region Ogoniland angeprangert hatte, geschehe immer noch kaum etwas, erklärte Amnesty. Auch vier weitere Nichtregierungsorganisationen standen hinter der Erklärung am Montag. Alle bisher von Shell und der Regierung in Abuja ergriffene Maßnahmen hätten reine Feigenblattfunktion.
Gewinnsprung
Der Angriff der
NGOs auf den Ölmulti erfolgt wenige Tage nach Bekanntwerden der Quartalszahlen, denen zufolge
Shell dank gestiegener Ölpreise seinen Gewinn überraschend stark um 33 Prozent auf 6,1 Mrd. Dollar steigern konnte. Die A-Aktien des Ölkonzerns waren um bis zu 3,78 Prozent auf ein Rekordhoch von 25,83 Pfund (32,63 Euro) gestiegen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch mit schwachen Zahlen zu kämpfen gehabt und neben dem Raffineriegeschäft und flauer Weltkonjunktur auch die Probleme in
Nigeria dafür verantwortlich gemacht.
Öllecks
Im Streit um mögliche Schadenersatzzahlungen im Nigerdelta geht es vor allem um die Frage, wer für die zahlreichen Öllecks an Pipelines verantwortlich ist. Shell verweist auf Pipeline-Sabotage durch Rohöl-Diebe, die Leitungen anzapften und das Öl auf dem Schwarzmarkt verkauften. Laut Amnesty sei die wirkliche Ursache von Lecks möglicherweise eine vernachlässigte und verrottete Infrastruktur.
epa03556207 A undated image showing plaintiff Nigerian farmer Eric Dooh showing his hand covered with oil from a creek near Goi, Ogoniland, Nigeria. According to a report of UNEP (United Nations Environment Programme), leaks in Shell pipelines in Nigeria occur regularly, causing harm to communities in the Niger Delta region. A group of Nigerian plaintiffs claim Shell is liable for the damage the leaks caused, while Shell claims most leaks are the result of sabotage. Reports also state fishponds and farmland have been destroyed, while most locals have no other option but to drink from polluted water. Eric Dooh from Goi (Ogoniland), Alali Efanga from Oruma (Bayelsa) and Friday Alfred Akpan from Ikot Ada Udo (Akwa Ibom), individual farmers from three different communities in the Niger Delta, have taken Shell into the Dutch civil court of The Hague in a landmark pollution case, asking for compensation for damages to their land. The verdict in the case is due 30 January 2013. EPA/MARTEN VAN DIJL
Die Schäden für die Menschen in der Region sind in jedem Fall verheerend. In seinem vor drei Jahren veröffentlichten Bericht war das UN-Umweltprogramm
UNEP zu dem Ergebnis gekommen, dass es mindestens 25 bis 30 Jahre dauern wird, um die ölverseuchte Region Ogoniland wieder zu säubern.
UNEP empfahl die Einrichtung eines Sonderfonds, in den die Ölunternehmen und die nigerianische
Regierung eine Milliarde Dollar (744 Millionen Euro) einzahlen sollten.
Im Jahr 2008 verschmutzte auslaufendes Öl zwei Mal die Umwelt so sehr, dass Bauern und Fischer ihrer wirtschaftlichen Grundlage beraubt wurden. Aber auch die Gesundheit der Menschen selbst wird stark beeinträchtigt: Im Trinkwasser eines Ortes überstiegen die Werte für den krebserregenden Stoff Benzol den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Grenzwert um das 900-fache. Anderswo fanden die Wissenschaftler eine acht Zentimeter dicke Ölschicht auf dem Grundwasser schwimmen. Die Lebenserwartung im Erdölfördergebiet sank auf 40 bis 45 Jahre, im Rest des westafrikanischen Landes liegt sie bei knapp über 50 Jahren.
epa03556210 A undated image showing a fisherman showing his meagre catch from a creek near Goi, Ogoniland, Nigeria. According to a report of UNEP (United Nations Environment Programme), leaks in Shell pipelines in Nigeria occur regularly, causing harm to communities in the Niger Delta region. A group of Nigerian plaintiffs claim Shell is liable for the damage the leaks caused, while Shell claims most leaks are the result of sabotage. Reports also state fishponds and farmland have been destroyed, while most locals have no other option but to drink from polluted water. Eric Dooh from Goi (Ogoniland), Alali Efanga from Oruma (Bayelsa) and Friday Alfred Akpan from Ikot Ada Udo (Akwa Ibom), individual farmers from three different communities in the Niger Delta, have taken Shell into the Dutch civil court of The Hague in a landmark pollution case, asking for compensation for damages to their land. The verdict in the case is due 30 January 2013. EPA/MARTEN VAN DIJL
Amnesty erinnerte daran, dass die Ölförderung über Jahrzehnte hinweg Regierungsvertreter und Ölkonzerne reich gemacht habe, der Bevölkerung aber nichts weiteres als verseuchte Böden und Flüsse hinterließ. Im April 2013 waren Shell-Vertreter erstmals seit zwei Jahrzehnten nach Ogoniland zurückgekehrt, um eine Liste mit allen verrottenden Pipelines, Brunnen und anderen Förderanlagen zu erstellen, die das Trinkwasser und die Böden in der Region verseuchen. Der Konzern hatte damals von einer wichtigen Etappe zur Erfüllung der UNEP-Forderungen gesprochen.
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