Ökoenergie schneller und unbürokratischer ausbauen

KURIER: Alles setzt auf nachhaltige Rohstoffversorgung. Sprießen jetzt viele Konkurrenten aus dem Boden oder verdienen Sie so viel wie nie?
Dierk Paskert: Ehrlicherweise beides. Im Moment geht das gut. Der Hauptfokus liegt aber sicher auf der Investition, damit wir unsere Neuanlagen-Ziele erreichen können.
Hören Sie das gesamte Interview auch als Podcast:
Muss man Zulassungen dafür beschleunigen?
Ja. Die Geschwindigkeit reicht bei Weitem nicht aus, um unsere Ziele zu erreichen. PV-Anlagen dauern 2 bis 3 Jahre. Eine Windanlage 8 bis 9 Jahre. Da ist zu viel Administration, zu viel Bürokratie. Man soll sie nicht abschaffen, aber stark beschleunigen.
Die Grünen sitzen nun in Deutschland und Österreich in der Regierung. Beschleunigt das die Entwicklung? Gleichzeitig sind Grüne ja oft daran beteiligt, neue Projekte zu verzögern.
Die Grünen sind bei uns die, die die Lösung bringen könnten. Sie sind so pragmatisch, dass sie erkennen, dass ihnen die Ziele weglaufen, wenn sie nicht agieren.
Jetzt bauen wir also Solar- und Windkraftwerke aus, aber haben wir nicht auch ein Speicherproblem?
Die hätten wir in Batterien, die 23 Stunden am Tag nicht genutzt werden, etwa in geparkten Autos. Die muss man nutzen.
Sind die Netze ausreichend ausgebaut?
Das Netz ist eine kritische Infrastruktur, weil wir auf die Physik achten müssen. Alles, was wir einspeisen, müssen wir ausspeisen, sonst geht das System in die Knie. Die Netze müssen deutlich ausgebaut werden – aber das ist nichts Neues.
Schaffen wir uns mit den Batterien nicht wieder eine neue Abhängigkeit, diesmal von China?
Ja, das ist stark auf China fokussiert, aber wir bauen Kapazitäten in Europa aus. Noch reicht das bei Weitem nicht, die Nachfrage zu decken.
Gibt es eine ästhetische Grenze für Windparks?
Eindeutig ja. Wir müssen die Bürger mitnehmen. Wenn man in den Norden fährt, kann man genau diese Sichtweise schon sehen: die Verspargelung der Landschaft. Über Kilometer nur noch Windräder. Deshalb geht man mittlerweile offshore. Die Räder werden auch nicht unsichtbarer, sie werden höher. Wir reden von massiven Anlagen von 160 Metern.
Wie recycelt man so ein Windrad?
Das Problem sind die Rotorblätter. Die sind Verbundmaterialien, die kriegt man nie wieder auseinander. Am besten schreddern.
Atomkraft wird durch den Ukraine-Krieg neu beflügelt und wegen der -Freiheit sogar als grün deklariert. Was sagen Sie dazu?
Bei Atomkraft muss jeder seine Position dazu finden. Eines ist sicher: Es ist keine Hop-on-hop-off-Lösung. Da gibt es entweder eine längerfristige Lösung oder man lässt es sein. Mit Atomkraft kann man nicht politisch spielen.
Zur Person: Dierk Paskert ist CEO von Encavis AG. Die börsenotierte Firma mit Sitz in Hamburg ist Produzent von Strom aus erneuerbaren Energien. Sie betreibt und kauft Solar- und Windparks in ganz Europa. Paskert kommt aus dem Investmentbankingbereich, arbeitete für EON und hat sich u.a. Anwendung von Lithium-Ionen-Batterien im Elektromobilitäts- und Energiemarkt beschäftigt. Im Juli trat er beim Salzburg Summit auf.
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