Neue Schummelvorwürfe: VW-Aktie wird bestraft

Auch Porsche und große Audis betroffen? Aktie deutlich im Minus.

Nicht nur die US-Behörden, auch die Aktionäre gehen hart mit Volkswagen ins Gericht: Die Aktie des deutschen Autobauers stürzte am Dienstag um bis zu 5,1 Prozent auf 107 Euro ab und bildete damit das Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax. Danach erfing sich das Papier etwas, lag gegen 10.20 Uhr aber immer noch 3,5 Prozent im Minus.

Seit Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen Ende September haben Volkswagen mehr als 30 Prozent an Wert eingebüßt. Der Dax kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von zehn Prozent.

Die neuen Vorwürfe der US-Umweltbehörde EPA haben es in sich: So soll VW auch bei 3-Liter-Dieselmotoren getrickst haben. Betroffen seien unter anderem der VW Touareg, der Porsche Cayenne und Luxuslimousinen der Tochter Audi wie der A8 der Modelljahre 2014 bis 2016.

Noch höhere Kosten

„Sollte sich der Vorwurf bewahrheiten, würde dies die Kosten für 'Dieselgate' deutlich in die Höhe treiben“, sagte ein Händler. Zudem dürfte sich der Druck auf den neuen VW-Chef Matthias Müller erhöhen, sollte auch Porsche in den Skandal verwickelt sein. Müller war vor seinem Wechsel an die VW-Spitze Vorstandsvorsitzender bei Porsche.

VW erklärte zu den neuen Vorwürfen, dass "keine Software bei den 3-Liter V6-Diesel-Aggregaten installiert wurde, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern. Volkswagen wird mit der EPA vollumfänglich kooperieren, um den Sachverhalt rückhaltlos aufzuklären." Die neuen Anschuldigungen der EPA sind jedoch ziemlich konkret und detailliert: VW habe es verabsäumt, im Genehmigungsprozess der Motoren die Software offenzulegen, zu beschreiben und ihren Einsatz zu begründen.

Der Vorwurf lautet abermals, dass die Software erkenne, wenn ein Fahrzeug einem EPA-Abgastest unterzogen werde. Exakt eine Sekunde nach dem Ende der Standard-Prozedur schalte der Motor in den normalen Fahrmodus, bei dem die Stickoxid-Emissionen den EPA-Grenzwert um bis zum Neunfachen übertreffen, behauptet die Behörde.

Audi-Software "gesetzeskonform"

Auch Audi weist die neuen Vorwürfe zurück. „Unsere Software ist gesetzeskonform“, sagte Audi-Sprecher Udo Rügheimer am Dienstag. Derzeit wisse Audi noch nicht, wie die EPA zu den Messwerten gekommen sei. Im Kern geht es um sogenannte Auxiliary Emission Control Devices (AECD). Diese Programme zur Motorensteuerung dürfen in den USA genutzt werden, aber nur, wenn die Autobauer die Behörden einmal pro Jahr für jedes Modell genau darüber informieren. Sie dürfen nicht eingesetzt werden, um Abgaswerte auf dem Prüfstand zu manipulieren - genau das wirft die EPA VW und den Konzerntöchtern Audi sowie Porsche vor.

Das Programm erkenne nicht, ob ein Auto auf dem Testprüfstand stehe, um dann die Emmissionsausstöße herunterzufahren, erläuterte hingegen Audi-Sprecher Rügheimer. Es reagiere auf ganz unterschiedliche Situationen und passe die Motorleistung und auch den Mechanismus zur Abgasreinigung je nach Situation an.

Nun müsse Audi mit den Behörden die Funktionsweise des Programms „vielschichtig durchsprechen“. Seit Mitte September - als die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen bekannt wurde - habe sich aber noch „keine Gelegenheit“ zur Überprüfung des AECD-Programms ergeben.

Merkel: Gütezeichen "Made in Germany"

Der Abgasskandal bei Volkswagen stelle das gute Image der deutschen Industrie in der Welt nicht infrage, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Industrie-Tag in Berlin - "Made in Germany“ sei ein Gütezeichen: „Daran ändern auch die Vorfälle bei Volkswagen nichts.“ Allerdings müsse man auf eine transparente und schnelle Aufklärung bestehen.

Auch beim Klimaschutz dürften keine Abstriche gemacht werden: Der Klimawandel könne erhebliche Flüchtlingsbewegungen auslösen. „Wir müssen alles daran setzen, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen“, sagte sie mit Blick auf die Pariser Klimakonferenz im Dezember.

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