IWF öffnet die Büchse der Pandora
Olivier Blanchard, Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), musste am Dienstag erneut der Welt erklären, warum seine Organisation ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum abermals senken musste - wie so oft in den vergangen Jahren.
Für dieses Jahr geht der IWF nun von 3,3 Prozent aus - im April war der Wert noch 0,4 Prozentpunkte höher. Auch für 2015 korrigierte der Krisenhelfer seine Aussichten nach unten und rechnet nun mit 3,8 Prozent Wachstum. Man sei wieder einmal zu zuversichtlich gewesen, deutete Blanchard an. „Das Tempo des Wachstums hat enttäuscht“ heißt das im IWF-Sprachgebrauch.
„Die Risiken sind eindeutig vorhanden.“
So düster klang die Analyse der Währungsfonds-Ökonomen aber schon lange nicht mehr. „Die schlechteren Aussichten beeinträchtigen die Zuversicht, die Nachfrage und das Wachstum“, sagt Blanchard. Eine klassische Abwärtsspirale also, die Industrieländer genauso erfassen könne wie arme Nationen. „Die Risiken sind eindeutig vorhanden.“
Für den IWF mit seiner Chefin Christine Lagarde an der Spitze ist es ein Schreckensszenario, bald in eine neue Weltwirtschaftskrise zurück zu rutschen. Das zu vermeiden sei fast überall wichtiger als der Schuldenabbau oder die Rückkehr zu einer gemäßigteren Geldpolitik. So hat der Fonds auch kein Problem mit den umstrittenen Konjunkturmaßnahmen der Europäischen Zentralbank ( EZB). Ob Zinssenkungen, Wertpapierkäufe und auch die Käufe von Kreditverbriefungen (ABS), das sei alles richtig.
Doch eine offensive Geldpolitik allein könne das Übel nicht beseitigen. Viele Nationen müssten Strukturreformen anschieben, um den Jobmarkt, das Bildungswesen oder die Investitionsbereitschaft von Firmen zu verbessern, mahnt der IWF. Ebenso wichtig sei, die Zuversicht der Bürger und Unternehmer zu stärken. „Die Herausforderungen für die Politiker ist, das Vertrauen zu erneuern“, sagt Blanchard. Sie müssten zeigen, eine gute Strategie zu haben, wie sie die Altlasten der zurückliegenden Krise loswerden und das Problem des niedrigen Wachstums lösen wollen.
Alles sehr kompliziert
Das klingt alles ziemlich allgemein - und das hat auch einen Grund. Der IWF gibt nämlich mittlerweile selbst zu, keine Patentrezepte mehr ausgeben zu können. Viele Länder hätten ihre ganz eigenen, speziellen Probleme, die Konjunktur rund um den Globus sei alles andere als im Gleichschritt.
Für Österreich ist der IWF immerhin optimistischer als die heimischen Wirtschaftsforscher. So soll die heimische Wirtschaft nach IWF-Berechnungen heuer real um 1,0 Prozent wachsen, 2015 soll sich das BIP-Wachstum auf 1,9 Prozent beschleunigen. Für die Eurozone gesamt erwartet die Organisation 0,8 Prozent Wachstum in diesem und 1,3 Prozent im kommenden Jahr. Beide Werte wurden deutlich gesenkt. Große Abstriche macht der IWF bei Italien und Frankreich. Die spanische Wirtschaft sieht er dagegen auf einem stabilen Weg.

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