Neue Aktion soll Bauern günstigeren Strom bringen

Drei farbige Schuko-Stecker (schwarz, rot, gelb) liegen auf einer reflektierenden Oberfläche.
Durch gemeinsam gebündelten Stromeinkauf soll der Agrarbereich Großabnehmerpreise erhalten.

Ähnlich der Aktion "Energiekosten-Stop" des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) will die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft BestpreisAgrar günstigeren Strom für bäuerliche Betriebe in Österreich. Durch gemeinsam gebündelten Stromeinkauf soll der Agrarbereich Großabnehmerpreise erhalten und nicht mehr normale - teurere - Haushaltstarife zahlen, so das Ziel.

"Eingeladen sind alle Agrarbetriebe oder auch Erzeugergemeinschaften. Der Fokus liegt aber auf tierhaltende Betriebe, die brauchen auch mehr Strom", erklärte Genossenschaftsvorstand Anton Emsenhuber gegenüber der APA."Während andere Branchen durch ihren höheren Verbrauch günstigere Preise erhalten, zahlen Bauern den Standardtarif. Sie werden wie Privathaushalte eingestuft, obwohl ihr Verbrauch drei- bis zehnmal so hoch ist."

"Strompool" für die Landwirtschaft

Es handle sich um den ersten und einzigen österreichweiten "Strompool" für die Landwirtschaft. Schwerpunktbundesländer sind Ober- und Niederösterreich, die Steiermark und das Burgenland, sagte Emsenhuber.

Ein Claas Axion Traktor steht auf einem Acker.
Ein Traktor prägt am Donnerstag (30.08.2012) in Rendsburg auf der Landwirtschaftsmesse NORLA seine Reifenabdrücke in den Boden. Der Landesverband der Lohnunternehmen Schleswig-Holstein führt hier sein satellitengestütztes Parallelfahrsystem vor, das es den Landwirten ermöglicht, mit einer Genauigkeit von 2 cm auf den Feldern zu arbeiten. Foto: Markus Scholz dpa/lno +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Aktion ist auf 10.000 Betriebe aller Art beschränkt, die Einsparungen sollen bis zu 15 Prozent betragen. "Das läuft jetzt so ab: Zuerst meldet man sich unverbindlich online an, gibt seinen Namen, den Stromverbrauch und den Energieversorger an. Dann erhält man via Mail den potenziellen neuen Anbieter und den neuen Preis mitgeteilt und hat 14 Tage Zeit ja oder nein zu sagen. Sagt man ja, ist man ab 1. Jänner 2015 mit dabei", so Emsenhuber. Ausschreibungen seitens der Genossenschaft würden "bundesländerspezifisch" erfolgen.

Abrechnung über Energieversorger

"Unsere Zielsetzung ist es, der Berufsgruppe der Landwirte genauso wie vielen anderen Gewerbetreibenden möglichst günstigen Strom zukommen zu lassen." Bindung gebe es keine, die Abrechnung sei "total einfach und erfolgt direkt über den Energieversorger", sagte Emsenhuber. Der Haushaltsstrom mache nur ein paar Prozent des gesamten Verbrauchs aus, spiele daher nur eine untergeordnete Rolle und sei auch nicht herauslösbar, da es nur einen Zählerpunkt gebe, sagte Emsenhuber darauf angesprochen, dass auf Bauernhöfen auch privat Energie verbraucht wird. Diese mache höchstens 1.000 Kilowattstunden (kWh) bei einem Gesamtverbrauch von 20.000 bis 80.000 Kilowattstunden (kWh) bei heimischen Betrieben aus.

400 Agrarbetriebe sind über die Genossenschaft schon in einem gemeinsamen Strompool organisiert. Sie waren laut Emsenhuber "die erste Tranche" 2011, die dazu aber noch - im Gegensatz zur aktuellen Aktion - Genossenschaftsanteile gezeichnet hatten. Zwei Erzeugergemeinschaften bekämen so seit Jahren günstigeren Strom für ihre Mitglieder. Abgewickelt wird die Aktion vom Salzburger Unternehmen LPV. Dessen Chef Hannes Valenta sagte in einer Aussendung von Montag, das größere Einkaufsvolumen bringe Vertretern von Einkaufsgenossenschaften eine starke Position bei Verhandlungen mit Energieanbietern.

E-Control sieht Strompool positiv

Ein Mann mit Brille spricht vor einem Banner von E-Control.
Die Energiebranche müsse ihren Kunden wettbewerbsfähige Tarife und neue Produkte und Dienstleistungen anbieten, sagt E-Control-Vorstand Martin Graf.
Der Start einer Strom-Einkaufsgemeinschaft für Bauern wird von der Energieregulierungsbehörde E-Control positiv gesehen: "Es ist es ein sinnvoller Schritt, wenn sich Landwirtschaftsbetriebe zusammentun, um gemeinsam einen günstigeren Strompreis zu erhalten", so Vorstand Martin Graf am Montag. Die Landwirte wechselten bereits deutlich häufiger ihren Stromlieferanten. Eine Strom-Einkaufsgemeinschaft sei eine weitere sinnvolle Ergänzung, um den Wettbewerb weiter anzukurbeln.

Im ersten Halbjahr 2014 hätten 3.700 landwirtschaftliche Betriebe (1,9 Prozent) ihren Stromlieferanten gewechselt. "Das sind etwa so viele wie während der gesamten zwei Jahre davor", so Graf. Im Gesamtjahr 2013 haben sich rund 2.300 Landwirtschaftsbetriebe (1,2 Prozent) einen neuen Stromanbieter gesucht, 2012 waren es rund 1.500 (0,8 Prozent).

Von 14. August bis 30. September können sich interessierte Bauern im Internet unter www.bestpreisagrar.at anmelden.

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