Nach Mateschitz: Wer verleiht Red Bull künftig Flügel?

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Dietrich Mateschitz hatte nur 49 Prozent der Anteile. Die Mehrheit ist in thailändischer Hand

Dass es Dietrich Mateschitz vom Zahnpasta-Verkäufer zu einem der reichsten Menschen Österreichs gebracht hat, ist bekannt. Viel mehr aber auch nicht. Kaum Interviews, noch weniger Fernsehauftritte, kein Erscheinen am Society-Parkett. Mateschitz scheute öffentliche Auftritte. Während er mit einem Milliarden-Marketingaufwand seine Dosen rund um den Erdball sichtbar machte, blieb seine Person stets abseits des Rampenlichts. Selbst nach seinem Tod sollen seine Weggefährten nicht ausplaudern, wie sie ihn erlebt haben, soll er sich gewünscht haben.

Aus österreichischer Sicht ist jedenfalls eines klar: Dietrich Mateschitz ist Red Bull. Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht die Sache allerdings ein bisschen anders aus.

Eigentumsverhältnisse

Konkret gehörten dem Firmengründer und Selfmade-Milliardär 49 Prozent am Dosenimperium, Mehrheitseigentümer ist der thailändischen Milliardärsfamilie Yoovidhya. Diese hat bei der Hofübergabe ein entscheidendes Wort mitzureden, wobei die Thailänder sicher nicht den Kronprinzen im Reich stellen werden. Es ist nicht einmal bekannt, wo sich der Sohn des 72-jährigen Red-Bull-Erben Chalerm Yoovidhya derzeit überhaupt aufhält. Seit er im Jahr 2012 mit seinem Ferrari in Bangkok einen Unfall verursacht hat, bei dem ein Polizist starb, ist er auf der Flucht. In Bangkok gab es seitdem übrigens immer wieder Spekulationen, dass er in Österreich untergetaucht sein könnte.

Bei Red Bull redet jedenfalls sein Vater mit. Und es ist anzunehmen, dass er den Nachfolger von Dietrich Mateschitz nicht mehr schalten und walten lassen wird, wie es bei seinem langjährigen Geschäftspartner der Fall war: dank des kometenhaften Aufstiegs der Firma im Grunde so, als wäre er Mehrheitseigentümer.

Wobei bisher nur spekuliert werden kann, wer überhaupt die Nachfolge antritt. Selbst bei der Frage, wer künftig die Rolle von Mateschitz übernimmt, werden die Thailänder wohl das letzte Wort haben. Laut Recherchen des Trend Spezial hat Franz Watzlawick gute Chancen auf den Posten des Interimschefs. Der 55-Jährige ehemalige Red-Bull-Deutschland-Boss ist bereits seit 2018 der weltweite Vertriebschef des Dosen-Imperiums. Ebenfalls gute Karten habe Alexander Kirchmayr, seit Anfang des Jahres operativer Finanzchef. Laut Trend zählen beide „zum Kreis der Mateschitz-Getreuen“.

Mateschitz - Eigentumsverhältnisse

Sohn Mark Mateschitz

Noch näher dürfte Mateschitz wohl sein einziger Sohn Mark gestanden sein, der aus einer früheren Beziehung stammt. Der heute 30-Jährige wird wohl seit seiner Geburt als logischer Kronprinz gehandelt und war tatsächlich schon in führenden Positionen tätig – wenn auch nicht in der Cash-Cow des Firmenimperiums, also bei Red Bull. Auch nicht im Sport-, Immobilien- oder Medienimperium.

Das Red Bull Imperium

Er ist zunächst Geschäftsführer der Mateschitz-Firma Thalheimer Heilwasser geworden, Anfang 2022 dann Vorstand der Stiftung Wings for Life, die sein Vater mitbegründet und finanziell unterstützt hat – und in dessen Vorstand unter anderem auch die Mutter von Mark – Anita Gerhardter – sitzt. Stiftungsziel ist es, eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden.

Mit Hilfe von Spendengeldern sollen weltweit aussichtsreiche Forschungsprojekte und klinische Studien zur Heilung des verletzten Rückenmarks gefördert werden. Ein Thema, das Mateschitz offensichtlich am Herzen lag. 2008 spendete er 70 Millionen Euro an die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) für ein neues Forschungshaus auf diesem Gebiet. Das soll die drittgrößte Privatspende aller Zeiten in Europa gewesen sein.

In einem seiner seltenen Interviews meinte Dietrich Mateschitz übrigens einst im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Meine Nachfolge ist kein Problem. Wenn ich morgen nicht mehr ins Unternehmen kommen will, wird man das nicht merken.“

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