Nach Euro-Gipfel: Austro-Banken brauchen Milliarden

Nach Euro-Gipfel: Austro-Banken brauchen Milliarden
Die Beschlüsse in Brüssel haben an den Börsen zwar für Beruhigung gesorgt, in den Geldinstituten läuft jedoch jetzt die hektische Suche nach neuen Kapitalquellen an.

Der Schuldenschnitt für Griechenland und die Ausweitung des Rettungsschirmes werfen einige Fragen auf. Der KURIER gibt die wichtigsten Antworten.

Brauchen Österreichs Banken frisches Staatsgeld?
Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) schreibt den 70 größten Banken der Eurozone vor, bis Mitte 2012 eine Kernkapitalquote von neun Prozent der nach Risiko gewichteten Forderungen (Kredite, Anleihen) zu haben. In Österreich betrifft dies die Erste Group mit 59 Millionen Euro zusätzlichem Kapitalbedarf. Die RZB benötigt 1,9 Milliarden und die Österreichische Volksbanken AG 972 Millionen. Die RZB hält die Zahl für zu hoch. Im Gegensatz zum Stresstest hat die EBA nun nicht den Kapitalbedarf der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI), sondern jenen der RZB als Spitzeninstitut des Sektors genannt. Bank-Austria-Mutter UniCredit benötigt fünf Milliarden Euro. Wie viel davon auf die BA entfallen, ist unbekannt.

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Warum haben die deutschen Banken mit 5,2 Milliarden Euro einen vergleichsweisen geringen zusätzlichen Kapitalbedarf?
Die großen deutschen Banken notieren zu einem hohen Anteil an der Börse. Aktien zählen als hartes Kernkapital, das zur Abdeckung von Verlusten herangezogen werden kann. In Österreich sind Erste und RBI zu nur kleinen Teilen an der Börse. Raiffeisen- und Sparkassensektor sind ebenso wie die Volksbanken dezentral organisiert. Die kleinen Regionalinstitute stellen wenig echtes Kapital zur Verfügung.

Woher nehmen die Banken das Geld?
Alle drei heimischen Institute betonen, dass sie keinesfalls den Staat um Hilfe bitten wollen. Geld über die Börse aufzutreiben wird wegen der aktuell schwachen Nachfrage schwierig. Bleibt noch die Verkleinerung des Geschäftsvolumens durch Verkäufe oder eine Bremse bei der Kreditvergabe. Die ÖVAG wird sich in den nächsten Monaten deutlich verkleinern. Damit braucht sie auch weniger Kapital.

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Könnte sich die Verschärfung der Kapitalvorschriften negativ auf die Kreditvergabe der Banken auswirken?
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner mahnte bereits die Banken, dass sich die Kreditvergabe an Klein- und Mittelbetriebe dadurch nicht verschlechtern dürfe. Er kündigte ein genaues Monitoring an. Sollte es doch zu einer Kreditklemme kommen, wie sie auch IHS-Chef Bernhard Felderer fürchtet, bestehe die Möglichkeit, das Kreditvolumen der staatlichen Austria Wirtschaftsservice (aws) von 400 auf 600 Mio. Euro aufzustocken. Um die Forschung und Entwicklung anzukurbeln, werden unter anderem auch die Mittel für den Innovationsscheck aufgestockt. Laut EZB gibt es derzeit keine Kreditklemme. Im September stieg das vergebene Volumen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent.

Was bedeuten die Kursverluste bei Staatsanleihen europäischer Schuldensünder für Österreichs Banken?
Die EBA schreibt vor, dass alle Staatsanleihen sämtlicher EWR-Länder (EU plus Liechtenstein, Norwegen und Island) zu aktuellen Marktpreisen bewertet werden. Das bedeutet bei den Anleihen der Schuldenländer (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) einen deutlichen Verlust für Banken, die diese Anleihen in ihren Büchern haben. Die heimischen Institute brauchen dafür weiteres Eigenkapital von 224 Millionen Euro. Bei griechischen Papieren sollen die Banken freiwillig auf 50 Prozent verzichten. Die großen drei Institute betrifft dies so gut wie nicht, weil sie fast keine dieser Papiere mehr besitzen. Zusätzlichen Abwertungsbedarf hat aber die verstaatlichte Kommunalkredit.

Wie sind heimische Versicherungen vom Schuldenschnitt Griechenlands betroffen?
Die UNIQA hat ihre Griechenland-Papiere bereits zu 40 Prozent abgewertet, die Generali 50 Prozent (für 40 Millionen Euro). Die Vienna Insurance Group hat bereits 20 Prozent abgeschrieben, weitere zehn Millionen Euro kommen nun hinzu.

Werden durch den Gipfel-Beschluss nun Kreditausfall-Versicherungen (CDS) schlagend?
Nein, meint der internationale Derivateverband, der darüber entscheidet. Begründung: Die Inhaber der griechischen Anleihen verzichten freiwillig auf die Gelder und werden nicht dazu gezwungen. Andere Experten kommen zur gegenteiligen Auffassung.

Was bedeutet die "Hebelung" des Rettungsschirmes EFSF für das österreichische Budget?
Österreich hat für den EFSF Garantien in Höhe von 21,6 Milliarden Euro. Durch die nun beschlossene höhere Schlagkraft des EFSF sind keine weiteren Garantien notwendig. Auswirkungen für das Budget werden die Garantien erst haben, wenn sie schlagend werden. Das würde im Fall einer Staatspleite passieren - ähnlich einem Bürgen bei einem Privatkredit.

Wie wirkt sich das Griechen-Desaster auf Österreichs Budget aus?
Bisher hat Österreich wie auch andere Euroländer die Griechen mit bilateralen Direktkrediten unterstützt (die natürlich aus dem Budget kamen). Die mittlerweile sechste Kreditrate wird jetzt überwiesen. Griechenland hat mit dieser insgesamt 73 Milliarden Euro erhalten, davon knapp 1,6 Milliarden von Österreich. Bisher hat Österreich 46,8 Millionen Euro Zinsen aus Athen erhalten. Künftig kommen Mittel für die Griechen-Hilfe aus dem Rettungsfonds EFSF und damit nicht direkt aus den Staatsbudgets wie dem österreichischen.

Könnte die Hebelung des Rettungsschirmes das Triple-A-Rating Österreichs gefährden?
Ja, meint etwa IHS-Chef Felderer. Die Finanzmärkte könnten den Hebel nicht als Lösung akzeptieren und die Geberländer könnten "mit in den Strudel hineingezogen werden". Die Analysten von Raiffeisen sehen hingegen Österreichs Triple-A ungefährdet, Frankreich könnte aber eine Abstufung drohen.

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