Nach Antragsflut: 572 Millionen für wirtschaftsnahe Forschung

Bilanz der FFG für 2020: Mehr Geld für Forschung, weniger für Hochschulen und Kompetenzzentren

Mit einer "Antragsflut" war die Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Jahr 2020 konfrontiert. Die Zahl der Förderansuchen im Bereich der wirtschaftsnahen Forschung stieg im vergangenen Jahr um 40 Prozent, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Insgesamt konnte die FFG Förderzusagen in der Höhe von 572 Mio. Euro machen. Das ist ein Rückgang zu 2019: An die heimischen Unternehmen flossen laut FFG-Bilanz mehr Förderungen, das Minus traf Kompetenzzentren und Hochschulen.

Die auf wirtschaftsnahe Forschung, Innovationen und Technologieentwicklung spezialisierte Förderagentur schüttete in den Jahren 2019 und 2018 rund 618 Millionen Euro aus Eigenmitteln an Projekte aus. Unter Beteiligungen der FFG, die etwa auch Firmen bei Förderungen aus EU-Programmen unterstützt oder die Gutachten für die Inanspruchnahme der Forschungsprämie durch Unternehmen erstellt, wurden 2020 im weitesten Sinne um die drei Milliarden Euro in die angewandte Forschung investiert. Von einem "Rekordjahr für angewandte Forschung" sprachen daher die beiden für die FFG zuständigen Ministerinnen Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) vor Journalisten.

So liege man bei der Forschungsprämie, über die Unternehmen einen Teil ihrer Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) zurück bekommen, nun bei über 1,1 Milliarden Euro. Dies sei ein "besonderer Aspekt des besonderen Jahres", sagte Schramböck. Rund zwei Drittel der Investitionen in der angewandten Forschung könne man dem Bereich der Digitalisierung zuordnen.

Angesichts der Tatsache, dass auch die Klimakrise trotz Corona keine Pause mache, verwies Klimaschutzministerin Gewessler darauf, dass man es geschafft habe, "klare Klimakriterien" in den Förderschienen zu etablieren. Durch zusätzlich je 100 Mio. Euro von 2020 bis 2022 in der angewandten Forschung mit Bezug auf den Klimaschutz habe man selbigen "zu einem zentralen Pfeiler" gemacht. Die für heuer bereits ausgeschöpften Mittel im Rahmen des "Ökoschecks" würden zudem um zusätzliche sechs Mio. erhöht, so die Ministerin.

Das deutliche Plus an Anträgen im von der Coronakrise geprägten Jahr sei beachtlich. Auch ab der Lancierung des "Corona-Emergency-Calls" im März 2020 verzeichnete die FFG laut Unterlagen eine merkliche Zunahme. Mit Jahresende waren es insgesamt 1.447 Förderanträge (2019: 1.032). "2020 war ein Ausnahmejahr. Wir sehen aber auch, dass die Pandemie 2020 zu einem Motivationsschub bei Innovationen und in der Forschung geführt hat", so die FFG-Geschäftsführer, Henrietta Egerth und Klaus Pseiner, in einer Aussendung.

Ohne die für den Breitbandausbau vorgesehenen Gelder (2020: 283 Mio. Euro) schüttete man im Jahr 2020 572 Mio. Euro an 3.917 Forschungsvorhaben in ganz Österreich aus. Davon flossen 220 Mio. Euro an Großunternehmen. Diese Summe deckt sich weitgehend mit dem Wert aus dem Jahr 2019 (223 Mio.). An kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gingen 2020 rund 198 Mio. Euro, was einer deutlichen Steigerung gegenüber den 169 Mio. im Jahr davor und dem stärksten Anstieg über alle Förderbereiche hinweg entspricht.

Der Gesamt-Rückgang von 46 Mio. Euro gegenüber 2018 und 2019 geht vor allem zulasten der Kompetenzzentren, die 2019 noch 84 Mio. Euro aus den FFG-Töpfen lukrierten und 2020 nur noch 26 Mio. Euro erhielten. Das liege daran, dass im Kompetenzzentren-Programm "Comet" Ende 2019 noch viele Vertragsabschlüsse erzielt wurden, 2020 dann aber entsprechend wenige, wie die FFG gegenüber der APA erklärte. In den Hochschul-Sektor flossen 63 Mio. Euro (2019: 75 Mio. Euro). Im Jahresvergleich konstant blieb die Fördersumme für Forschungseinrichtungen mit 53 Mio. Euro, sonstige Einrichtungen erhielten zwölf Mio. Euro.

Mit 169 Mio. Euro an bei der FFG eingeworbenen Forschungsgeldern hatte Wien im Vorjahr die Nase vorne. In die Steiermark gingen Förderzusagen in der Höhe von 128 Mio. Euro und nach Oberösterreich 119 Mio. Euro. Niederösterreich folgt mit Respektabstand (50 Mio. Euro) vor Tirol (32) und Kärnten (25). Am unteren Ende des Bundesländer-Reigens rangieren Salzburg (21 Mio.), Vorarlberg (17 Mio.) und das Burgenland mit fünf Mio. Euro.

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