Muss Stronach sein Steuerparadies verlassen?

Magna-Verkauf, Immobilien, Pferderennen
Vermögen: 3,9 Milliarden Euro
Frank Stronach hat einen großen Teil seines Vermögens im Schweizer Steuerparadies Zug geparkt. Er hat dort ein "privates (Vermögens-)Versteck" geschaffen, schrieb einst das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz.
Um sein Vermögen in der Schweiz und nicht in Österreich versteuern zu können, musste der Milliardär der Finanz in Österreich glaubhaft machen, dass der "Mittelpunkt seiner Lebensinteressen" (dazu zählen "persönliche und wirtschaftliche Beziehungen") bei den Eidgenossen liegt. Stronach hat in Zug tatsächlich eine Wohnung. Wie ein KURIER-Lokalaugenschein ergab, dürfte er sich aber nicht allzu häufig dort aufhalten.
Stronachs Kandidatur als Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl wird seinen "Lebensmittelpunkt" deutlich nach Österreich verschieben. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Stronach in Österreich kandidieren und gleichzeitig die Schweiz als Lebensmittelpunkt angeben kann", erklärte Margit Widinski von der Steuerberatungskanzlei BDO Auxilia.
Das Finanzministerium in Wien bestätigt auf KURIER-Anfrage, dass Stronachs Gang in die Politik seine Steuerpflichten ändern könnte. "Der Mittelpunkt der wirtschaftlichen Beziehungen liegt beispielsweise in dem Staat, in dem eine Person der beruflichen Tätigkeit nachgeht", heißt es in Maria Fekters Ressort.
In Stronachs Umfeld wird darauf verwiesen, dass der Ex-Industrielle nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Kanada und Österreich Steuern zahle.
Obergrenze

Stronach soll in der Schweiz 1,75 Milliarden Franken geparkt haben. Im kommenden Nationalratswahlkampf will er 25 Millionen Euro ausgeben – wesentlich mehr, als die anderen, etablierten Parteien zur Verfügung haben.
Das vor wenigen Wochen im Nationalrat beschlossene Transparenz-Paket schränkt den Neo-Politiker jedoch stark ein. Es schreibt eine Obergrenze für Wahlkampf-Ausgaben vor: In den sechs Monaten vor der Wahl darf eine Partei nicht mehr als sieben Millionen Euro ausgeben.
Auch Bürger könnten Stronach helfen
Drei Wochen Österreich, drei Wochen Kanada. So ist der Wohn-Rhythmus von Frank Stronach. Momentan ist der gebürtige Steirer hier und arbeitet eifrig daran, seine Partei aufzubauen. Der Milliardär, der am 6. September 80 Jahre alt wird, fahndet nach wie vor nach Personal für seine Truppe.
Von SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ will er Leute abwerben. In der FPÖ ist er schon fündig geworden. Die ehemalige Klubchefin der steirischen Blauen, Waltraud Dietrich, schwärmt für Stronach – und will für ihn werken. Detto der einstige BZÖ- und jetzige "wilde" Nationalratsabgeordnete Robert Lugar.
Um bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 kandidieren zu können, benötigt Stronach die Unterschrift von drei Parlamentariern. Einer davon würde BZÖ-Mann Peter Westenthaler sein. Er hat für Stronach bei Magna gearbeitet, kennt den Austro-Kanadier lange (kandidieren wird er für ihn aber nicht). Am liebsten wäre Stronach eine farbliche Mischung. Würden nur Leute von einer Partei unterzeichnen, wirke er wie deren Anhängsel, heißt es. Und so ist auch möglich, dass Stronach die Unterschriften von Bürgern sammelt; 2600 quer durch die Bundesländer braucht er, um österreichweit antreten zu können. Das dürfte kein Problem sein: Über seine Vorträge und sein Institut hat er im vergangenen halben Jahr viele Kontakte geknüpft.
Die Regierungsspitzen versuchen, keine Angst vor der neuen Konkurrenz zu signalisieren. Kanzler Faymann befindet, wie schon im Sonntag-KURIER: Er habe schon so viel darüber gehört, wer für Stronach kandidieren könnte und wer nicht, dass er sich nicht mehr auskenne. ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger sagt: "Es gibt in Österreich um die 100 Parteien – und jetzt eben eine mehr."
Finanzministerin Maria Fekter hat Stronach schon im Mai via KURIER "krause Ideen" bescheinigt – und ihn gewarnt: Politik könne man sich nicht kaufen.
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