Musk vorerst Alleinherrscher bei Twitter
Er sammelt Chefposten wie andere Leute Briefmarken: Kurz nach dem Kauf von Twitter übernimmt Elon Musk auch bei dem Kurznachrichtendienst die Führung, wie aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht vom Montag hervorgeht. Er leitet bereits den Elektroautobauer Tesla, die Weltraumfirma SpaceX, das Gehirnchip-Startup Neuralink und den Tunnelbauer Boring Company.
Musk löste einer weiteren Pflichtmitteilung zufolge außerdem das Direktorium auf. Diese Maßnahme sei aber "nur vorübergehend", schrieb er auf Twitter. Am Wochenende hatte er dort moniert, dass bei dem Kurznachrichtendienst auf einen Programmierer gefühlt zehn Manager kämen. Der Kurznachrichtendienst wollte sich zunächst nicht zu der Frage äußern, wie lange Musk Twitter-Chef sein werde oder ob er jemand anderen ernennen werde.
Monatelanges Tauziehen
Nach einem monatelangen Tauziehen ist der als exzentrisch geltende reichste Mann der Welt seit ein paar Tagen offiziell der Eigentümer des Social-Media-Netzwerks, das er sich 44 Milliarden Dollar (44,38 Mrd. Euro) kosten ließ. Unmittelbar danach feuerte Musk Twitter-Chef Parag Agrawal, Finanzchef Ned Segal und Chef-Justiziarin Vijaya Gadde.
Musk hatte den Twitter-Führungskräften vorgeworfen, ihn und die Investoren über die Zahl gefälschter Konten auf der Social-Media-Plattform getäuscht zu haben. Nach offiziellen Angaben sind es weniger als fünf Prozent "Fake Accounts". Im Streit um die Unterlagen hatte Musk gedroht, die im Frühjahr verkündete Übernahme deswegen ganz abzublasen.
7.000 Stellen zur Disposition
Der "Washington Post" zufolge beschränken sich die Entlassungen nicht auf das Top-Management. Es stünde ein Viertel der rund 7.000 Stellen bei Twitter zur Disposition. Die "New York Times" berichtete, Musk drücke bei den Entlassungen auf die Tube, um die Auszahlung von Aktienoptionen zu umgehen. Stichtag sei der 1. November. "Das ist falsch", entgegnete der selbsternannte "Chief Twit" auf Twitter. Der Kurznachrichtendienst war für einen Kommentar zu diesem Thema nicht zu erreichen.
Musk, der sich bei der US-Börsenaufsicht offiziell als "Technoking of Tesla" registrieren ließ, hat innerhalb weniger Tage Twitter bereits seinen Stempel aufgedrückt. Insidern zufolge nehmen seine Vertrauten die Twitter-Software unter die Lupe. Außerdem soll die Verifizierung von Nutzerkonten überarbeitet und kostenpflichtig gemacht werden. Twitter bietet mit "Twitter Blue" bereits einen Bezahl-Angebot mit Premium-Funktionen, zu der die nachträgliche Bearbeitung von Tweets zählt. Musk will Twitter unabhängiger von schwankungsanfälligen Werbeeinnahmen machen. Außerdem sieht er darin eine Möglichkeit, die Zahl von Fake-Accounts zu reduzieren.
Verifizierung gegen Bezahlung
Vor diesem Hintergrund fragte Horrorbuch-Autor Stephen King per Twitter, warum er 20 Dollar monatlich zahlen solle, nur um das Verifizierungssiegel für seinen Account zu behalten. Darauf entgegnete Musk: "Wie wäre es mit acht Dollar?"
Der neue Twitter-Eigner will außerdem die internen Regeln für die Löschung von Einträgen und die Sperrung von Nutzerkonten lockern. So soll auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump wieder zurückkehren dürfen. Sein Account war nach dem Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol Anfang 2021 dauerhaft gesperrt worden. Der republikanische Präsident hatte seine Politik während seiner Amtszeit vorzugsweise per Twitter erläutert. Trump will bisher aber seinem eigenen Kurznachrichtendienst "Truth Social" treu bleiben.
Kommentare