Moody's: Auch Österreich erneut im Visier

Bisher sind die Zinsen für Staatsanleihen gesunken, obwohl Standard & Poor’s Österreich als erste der drei großen Ratingagenturen zu Jahresbeginn das Triple-A entzogen hat. Denn Österreich und vor allem Deutschland galten bisher im Vergleich zu den Euro-Sorgenkindern als überaus stabil und sichere Häfen für Kapitalanlagen. Doch das muss nicht so bleiben: Der neuerliche Weckruf von Moody’s, dass sich die Euro-Krise von Griechenland bis Spanien verschärft und daher auch die Top-Bonität Deutschlands, Luxemburgs und der Niederlande wackelt, verhallt an den Märkten nicht ungehört.
Auch Österreichs Kreditwürdigkeit wird von Moody’s neuerlich geprüft. Der sogenannte "Ausblick" für Österreichs Wirtschaftszukunft ist bei Moody’s bereits auf "negativ" gesetzt. Bis Ende September prüft Moody’s die Berechtigung für diese Sicht. In einem zweiten Schritt könnte Österreich auch bei Moody’s das Triple-A der besten Bonität verlieren.
Und der Grund ist bei allen betroffenen Euro-Ländern derselbe: Die wachsende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Staatsschuldenkrise. Damit sind auch hierzulande steigende Zinsen für die Staatsschulden zu erwarten. Wie weit das gehen kann – im schlimmsten Fall bis zur Zahlungsunfähigkeit eines Staates – zeigen die Sorgenländer vor. Auch Spanien, Griechenland oder zuletzt Italien wurden bereits mehrfach von Standard&Poor’s, Moody’s oder Fitch kräftig zurückgestuft.
Politiker verteilen Beruhigungspillen
In Deutschland versucht die Politik zu kalmieren, exakt wie Österreichs Regierungsspitze und Notenbank bei der Triple-A-Aberkennung durch Standard&Poor’s Beruhigungspillen verteilt hat. Immer öfter klingen die Wortmeldungen aber wie Durchhalteparolen. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat beispielsweise in einer Reaktion auf den Negativ-Ausblick für Deutschland das Bekenntnis zur Stabilität der Eurozone "als Ganzes" bekräftigt.
Doch das Ganze, und das weiß auch Juncker, zerbröckelt von seinen Rändern her: Bei Spanien geht es offenbar nur noch um die Frage, ob auch das gesamte Land und nicht nur seine Banken unter der Euro-Rettungsschirm muss. Bei Griechenland geht es scheinbar nur noch um die Frage, wann die EU-Helfer endgültig den Geldhahn zudrehen. Und bei Italien? Selbst Regierungschef Monti wollte vor Kurzem einen Antrag auf EU-Hilfe nicht mehr ausschließen.
Politisch interessant: Je schärfer sich die Ratingagenturen nun Deutschland vorknöpfen, desto eher sagt Berlin Nein zu zusätzlichen Finanzhilfen für die Krisenländer. Der Negativ-Ausblick von Moody’s könnte Angela Merkel also durchaus in die Hände spielen.
Spanien: "Abgespecktes" Rettungspaket?

Zwar musste Spanien am Dienstag bei der Ausgabe kurzfristiger Staatsanleihen (Laufzeit von drei und sechs Monaten) erneut hohe Zinsen zahlen. Das Land nahm damit 3,05 Milliarden Euro an frischem Geld ein. Über den restlichen Sommer ist Spanien dem Vernehmen nach aber im Großen und Ganzen ausfinanziert.
Heikel wird es im Herbst, wenn Spanien laut Wirtschaftszeitung El Economista 28 Milliarden Euro refinanzieren muss. Sollten die Käufer spanischer Anleihen dann immer noch so hohe Zinsen verlangen wie derzeit, erwäge die Regierung in Madrid doch, um Hilfe zu bitten, schreibt das Blatt.
Unter den Rettungsschirm schlüpfen will das Land aber keinesfalls. Es könnte aber um ein "abgespecktes Rettungspaket" bei seinen EU-Partnern ansuchen. Madrid denke dabei an sehr kurzfristige Kredite.
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